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Mittelfeldstratege. Es gab eine Zeit, da große Fußballer wie Günther Netzer und Willem van Hanegem die ‘Architekten auf dem Mittelfeld’ genannt wurden. Sie spielten nicht nur brilliante Pässe, die direkte Ergebnisse zur Folge hatten, sondern waren auch in der Lage, ein Spiel zu lesen und für sich zu gestalten, das Tempo zu steigern oder zu drosseln und mit einem eindringlichen Blick, einer beiläufigen Körperbewegung oder einem Dribbler ihre Mitspieler zu dirigieren. Im heutigen Fußball sind die ‘Spielmacher’ (warum wird dafür auch in anderen Sprachen oft das deutsche Wort gebraucht?) dieses Kalibers so gut wie ausgestorben – selbst Zinedine Zidane spielt nicht so dominant und konstant wie Netzer und Van Hanegem. Von Bart Lootsma.

Street Soccer oder Mittelfeldstratege?

Es ist seltsam, aber es ist heutzutage nicht ganz einfach zu definieren, was nun genau ein 'Architekt' ist. Früher war der Architekt eine Persönlichkeit mit einer wichtigen sozialen Rolle, geachtet und angesehen, der scheinbar alles in der Stadt kontrollierte: Otto Wagner, Hendrik Petrus Berlage. Glauben wir der Architekturgeschichtsschreibung, dann war in der Zeit vor Le Corbusier und Oscar Niemeyer schon eine Skizze mit Kreide auf einer Tafel genug, um ganze Nationen in Bewegung zu setzen. Die Zeit ist wohl vorbei – falls es sie je gegeben hat. Um beim Bild des Fußballs zu bleiben: Die wirklich großen Mannschaften haben heutzutage mehrere Spieler, die je nach Situation eine Weile eine dominantere Rolle erfüllen, um beim nächsten Match nicht weiter aufzufallen, auf einer ganz anderen Position zu spielen, oder sogar ganz auf der Bank zu sitzen.

'street soccer'. Im Verlaufe des allgemeinen gesellschaftlichen Prozesses ist die Integrität und die Rolle des Helden brüchig geworden sind. Würden Adidas und Nike in die Ausbildung einer altmodischen ‘Nummer 10’ investieren, in ‘Architekten des Mittelfelds’, die alles können und alles dominieren? Ich glaube nicht. Selbst Ronaldo ist nicht mehr als ein Spielball in den Händen von Nike und war nach kürzester Zeit völlig ausgebrannt. Gelegentlich, bei wichtigen Spielen mit vielen Fernsehzuschauern wird er noch mal kurz ausgequetscht, um ein paar Punkte zu holen. Im Endeffekt ist sein Wert als Aushängeschild aber wichtiger als seine Leistungen auf dem Fußballfeld, wie der Präsident von Real Madrid durchscheinen ließ, als er den verletzten Stürmer für einen astronomischen Betrag von Inter übernahm: drei einzelne brilliante Aktionen können in Videoclips endlos wiederholt werden. Und tatsächlich pusht Nike auf seinen Webseiten statt den Teamsport eher das individualistische ‘street soccer’, bei dem gewitzte, cool gekleidete Typen mit Käppi ihre technischen Tricks präsentieren können.

Der Architekt entspricht heute dem Bild eines gewitzten Straßenfußballers, um in einem Beruf zu bestehen, der in Spezialisierungen zerfallen ist – konzeptuelles Entwerfen, Detaillieren, Ausschreibungstexte verfassen, konstruktives Entwerfen, bauphysikalisches Entwerfen, Architekturtheorie usw. Architekten beschäftigen sich mit allen möglichen anderen Dingen: Sie entwerfen Gebäude, Stadtteile, Städte, sie befassen sich mit politischen und organisatorischen Fragen, entwerfen Webseiten, machen Karten, Möbel, Geschirr, Kleidung, Kunstwerke und Autos; entwickeln Firmenstrategien oder Projekte mit verschiedenen Investoren und Gemeinden; sie ordnen Informationen und machen Gebrauchsanweisungen für Flugzeuge, sie schreiben, machen Ausstellungen und noch viel mehr. Manchmal machen sie eine kleine Skizze. Und es scheint gut so: Noch nie war Architektur so faszinierend und noch nie fanden einzelne Architekten so viel Beachtung in den Medien.

Götterdämmerung. Und doch können wir beobachten, jetzt, da überall in Europa wegen der Einführung des Bachelor/Master-Systems Master-Studiengänge für Architektur, Städtebau und Landschaftsarchitektur eingerichtet werden müssen, wie bestehende Studiengänge über DIE Rolle DES Architekten in schreckliche Krämpfe geraten. Es werden dazu eigens Symposien organisiert und Veröffentlichungen mit Hunderten von Zitaten herausgegeben, die erstaunlicherweise alle etwas anderes behaupten. Doch eines haben sie gemeinsam: Das felsenfeste Vertrauen, daß die Rolle des Architekten die eines Helden ist. Das hören Architekten gern. Fußballer, Automechaniker und Krankenschwestern übrigens auch. Ich nehme an, daß Ayn Rands Roman ‘The Fountainhead’ wieder viele Neuauflagen erleben wird. Denn ein kleiner Vorfall beim Wetter, in der Gesellschaft, im Flugverkehr, oder an der Börse genügt, um die Architekten auf das uralte Idealbild von Howard Roark zurückfallen zu lassen: Das große Ego, das allen Widrigkeiten zum Trotz seine Ideen durchsetzt, die kollektive Dummheit überwindet und seine großartige Vision in Beton, Stahl und Glas realisiert. Auf dem bekannten Szenenfoto aus ‘The Fountainhead’ sehen wir das Produkt stehen: etwas zu groß, isoliert, verloren und sich seltsam von der Umgebung abhebend, aber doch mit der Ausstrahlung des Pantheon oder der Kühlerfigur eines Rolls Royce. Bemerkenswerterweise sieht man dem Schauspieler, der die Rolle des visionären Siegers auf sich genommen hat, in diesem Szenenbild sein Unbehagen an. Andererseits haben diese Art von Architekten momentan scheinbar die Zeit auf ihrer Seite, jetzt, da der liberale Individualismus in voller Blüte steht und Alan Greenspan, der Chef der amerikanischen Notenbank, die Philosophie von Ayn Rand als eine wahre Utopie versteht. Jedes Ego wird von der Presse umworben und darf sich vorübergehend als visionärer Anführer wähnen – Bilbao-Effekt – bis die Ermüdung des Publikums wieder zuschlägt. Denn anders als allgemein vermutet, ist der Architekt in diesem Modell nicht der allmächtige Regler, der sich mit einem wohlplazierten Gebäude die Stadt gefügig macht, sondern ein Kulturunternehmer, der ein Produkt auf den Markt bringt – und sei es nur eine Kaffeekanne für Alessi – und mit stählernen Nerven darauf wartet, daß sie gekauft wird – oder auch nicht. Auch er wird verheizt, denn für den Verkauf wird er seltsamerweise ebensowenig ausgebildet, wie Ronaldo.

In seinem Essay ‘Ansätze für verwirrte Zeiten’ schreibt Michael Houellebecq nicht nur über ‘Die Gegenwartsarchitektur als Beschleunigungsfaktor der Fortbewegung’, sondern auch über ‘Die Welt als Supermarkt und Hohn’. Dabei paraphrasiert er natürlich Arthur Schopenhauer, der ‘Die Welt als Wille und Vorstellung’ beschrieb. Der Wille, als bewußtes oder unbewußtes Streben auf ein bestimmtes Ziel hin, wurde hier durch das uninspirierte und gedankenlose Auswählen im Supermarkt ersetzt. Die Idee des Ganzen wurde zersplittert in viele ironische Verweise auf vergangene Vorstellungen eines Ganzen, die wir inzwischen als unbrauchbar zur Seite geschoben haben, ohne auch nur den Versuch zu unternehmen, etwas an ihre Stelle zu setzen – außer den neuesten Modellen von Staubsaugern, Autos, Nagelscheren, Flaschenöffnern, Gebäuden oder was auch immer: ‘gizmos’, wie Bruce Sterling und lange vor ihm Rayner Banham es nannten. Übersetzen wir dies in Architektur, so wird deutlich, daß diese Haltung schwerwiegende Folgen für die Stadt hat.

Die Tradition der Verantwortung. Anders als die aktuelle mediale Bewunderung für das individuelle Objekt es vermuten läßt, gibt es auch in der Architektur eine Tradition, in der das Objekt auf andere Weise gesellschaftlich eingebettet ist. Es ist eine Tradition, in der die öffentliche Rolle der Architektur im Zentrum steht, und in der Architektur folglich eine öffentliche Verantwortung übernehmen muß. Architektur ist in dieser Tradition nicht nur etwas, das im öffentlichen Raum erscheint und daher die Aufgabe hat, zwischen dem Privaten und dem Öffentlichen zu vermitteln (statt das Öffentliche ungefragt zu dominieren), sondern das sich auch aktiv mit kollektiven Interessen, Wünschen, Problemen, Risiken und Verantwortlichkeiten befaßt. In dieser Tradition sind Stadt und Städtebau die Ausgangspunkte. Sie bestimmen die Rahmenbedingungen der Architektur. Es geht hier nicht um eine unverbindliche Architekturtheorie, sondern um eine Alltagspraxis, die in den westeuropäischen Wohlfahrtsstaaten im vergangenen Jahrhundert weitgehend institutionalisiert wurde in Gesetzgebung und Regelwerken, Grund- und Immobilienbesitz, Geldströmen sowie ganz allgemein durch die demokratisch inspirierte und kontrollierte Einbeziehung der Behörden in Planung und Entwurf. Diese Praxis ist wichtig, nicht nur oder nicht so sehr, weil Städte im Allgemeinen davon ‚schöner’ werden, sondern vor allem, weil sie so besser funktionieren, Rechtssicherheit garantieren und es so möglich wird, bestimmte Funktionen und Gruppen zu unterstützen und zu schützen.
Es wird deutlich, wie auch aus der ARCH+ Ausgabe über Populismus hervorgeht, daß diese Tradition sich derzeit in einer tiefen Krise befindet, wofür es zahlreiche gute und weniger gute Gründe gibt. Es wäre aber äußerst schädlich, das Kind mit dem Bade auszuschütten, indem man einfach aufhören würde, sich Gedanken zu machen über die Ausgangspunkte dieser Tradition und was sie geleistet hat. Es ist einfach naiv zu glauben, daß der Markt alles ‚von selbst’ organisiere. Diese Tradition ist deswegen entstanden, weil es deutlich war, daß das nicht so funktionierte und heute weniger denn je so funktioniert.

Wie dem auch sei: Die heutige Krise in der Demokratie führt bei der Architektur zu einer außergewöhnlich instabilen Situation, in der vom Architekten viel mehr erwartet wird, als nur entwerferische und technische Fähigkeiten. Selbstverständlich sind diese immer noch die Basis des Berufs, die in der Bachelorphase ausreichend unterrichtet werden sollte. Das Berufsbild des Bachelors wäre das eines Mitarbeiters in einem Architekturbüro – oder anderswo. Wie diese Fähigkeiten genau eingesetzt werden, ist eine komplizierte organisatorische und strategische Frage geworden. Der Architekt balanciert zwischen Politik und Markt, zwischen Auftraggeber und Anwohnern, zwischen Wirtschaft und Öffentlichkeit, ohne daß dies halbwegs befriedigend in Prozeduren festgelegt ist. Der Architekt muß heutzutage mit allen betroffenen Parteien kommunizieren und ihre Bedürfnisse und Interessen verhandeln können, sowohl auf organisatorischem, als auch auf ästhetischem Niveau. Dafür ist es notwendig, daß er komplexe Situationen analysieren und möglichst weiterreichende, gemeinschaftlich abgestimmte Perspektiven anbieten kann. Eine lediglich pragmatische Lösung eines akuten Problems reicht nicht – zumal im Städtebau. Architekturgeschichte und -theorie können hierbei eine wichtige Rolle spielen – nicht indem sie hermetische Systeme anbieten, sondern indem sie das Wissen und die Werkzeuge für die Analyse liefern.

Die Verantwortung der Lehre. Zahlreiche Universitäten, unabhängige Postgraduierten- und Master-Studiengänge bieten bereits spezialisierte Top-Entwurfslehrgänge an, die von der Crème de la Crème der internationalen Architekturwelt geleitet werden. Doch wie interessant und avantgardistisch deren Ergebnisse auch aussehen mögen, sie gehen an der Tatsache vorbei, daß die Rolle des Architekten sich wesentlich verändert hat und noch weiter verändern wird. Es hat sich inzwischen herausgestellt, daß die Veränderungen in den Kraftfeldern, die Architektur und Städtebau prägen, viel tiefgehender sind, als wir noch vor fünf oder zehn Jahren vermuten konnten.
Das bedeutet, daß ein Master-Studiengang nach dem alten Vorbild der Meisterklassen – auch wenn der Titel darauf hindeutet – nicht mehr ausreichen kann. Es geht nicht darum, daß die Studenten sich an einen bewährten Meister spiegeln, sondern daß sie vorbereitet werden auf neue Aufgaben, die der Meister noch nie bewältigt hat. In den vergangenen Jahrzehnten ist es deutlich geworden, daß die Berufung auf die historische Kontinuität der Disziplin allein nicht ausreichend ist – dafür verändert sich die Gesellschaft zu schnell. Ebensowenig ist es ausreichend, die Professionalität von Winston Wolfe (‘Hi, I am Winston Wolfe. I solve Problems’) in Quentin Tarantinos ‘Pulp Fiction’ zu lehren, inklusive Sportwagen, um schnell anzukommen und ebenso schnell wieder weg zu sein. Solche Qualitäten kommen nur zur Entfaltung, wenn man illegal handeln kann oder sich für den größeren Zusammenhang nicht interessiert. Ausreichend ist es auch nicht, ein Projekt in eine Architekturtheorie im Sinne einer Philosophie oder Kosmologie einzubinden. Diese sind bisher nur dafür geeignet, einzelnen und verwaisten Projekten eine gewisse interne Logik zu verleihen, die dem 'branding’ der eigenen Produkte dienlich ist. Aber diese Theorien sagen bis jetzt kaum etwas über die konkrete Einbindung in das größere Ganze der Gesellschaft und der Stadt aus.

Eine neu zu errichtende Master-Ausbildung für Architektur und Städtebau sollte daher in erster Linie ein Forschungsinstitut sein. Der Bedarf daran ist groß, nun, da die jeweilige Agenda von Architektur und Städtebau immer stärker von Internationalisierung, Deregulierung und Privatisierung bestimmt werden. Viele Büros gründen selbst ihre eigenen Forschungsabteilungen. In der entstandenen Polyarchie, bei der die verschiedenen Behörden drastisch an Macht eingebüßt haben, ist es wichtig zu untersuchen, welche Kräfte Architektur und Städtebau bestimmen und welches ‘Verhalten’ die gebaute Umgebung entwickelt, um dies antizipieren und steuern zu können. Jetzt, da ein immer größerer Teil der gebauten Umgebung sich den traditionellen Methoden der Steuerung entzieht, ist es von entscheidender Bedeutung neue, dynamische und prozeßhafte Steuerungsmechanismen zu entwickeln. Wenn die Behörden an Macht einbüßen, müssen die Bereiche, in denen sie ihre verbleibende Macht ausüben, strategischer gewählt und effizienter verwaltet werden. Denn trotz der Tatsache, daß der einzelne Mensch mündiger geworden ist, und man annimmt, das der freie Markt alles ‘von selbst’ löst, gibt es noch immer zahlreiche kollektive Risiken, Probleme, Wünsche und Bedürfnisse, die geregelt und Rechte, die gesichert werden müssen.

Auch ein neuer ästhetischer Diskurs muß entfacht werden, der es ermöglicht, die heutige desparate Vielfalt an Stilen und Sprachen wieder kommentierbar zu machen. Gerade hier ist die Berufung auf die historischen Wurzeln der Disziplin nicht mehr ausreichend, da die Disziplin in der individualisierten Gesellschaft, mit vielen mündigen Bürgern und ebensovielen privaten Investoren, ihre selbstverständliche Autorität als ‘Hochkultur’ verloren hat. Gerade hier sollte eine zeitgenössische Architekturtheorie anknüpfen. Um einen neuen Diskurs zu entwickeln, muß die Theoriebildung einerseits Anschluß an kulturelle Studien und Soziologie suchen, andererseits an die zeitgenössischen Künste, die sich, wie die letzte Documenta zeigt, mit einer ähnlichen Problematik auseinandersetzen.

Ein Master-Studiengang ist der geeignete Ort, wo diese Art von Forschung, das Entwickeln und Ausarbeiten von architektonischen und städtebaulichen Theorien und Strategien, stattfinden könnte. Der Bachelor-Studiengang dagegen sollte die entwerferischen und technischen Grundsätze vermitteln. Da das Promotionsstudium nach dem Master (PhD-Programm) auch für Architekten, die letztendlich eine Karriere in der Lehre anstreben, immer wichtiger wird, sollte diese Forschung dort auf einem höheren, wissenschaftlichen Niveau betrieben werden.
Selbstverständlich soll dies alles im Dienste des Entwerfens stehen und es ist wesentlich, daß bei einer solchen Master-Ausbildung Entwürfe produziert werden. Doch es ist von größter Bedeutung, daß mehr als zuvor eine Trennung zwischen reinem Entwerfen, untersuchendem Entwerfen, entwurfsgestützter Forschung und der eigentlichen Forschung gezogen wird. Heutzutage verwässert das eine die Ergebnisse des anderen, beispielsweise wenn die Theoriebildung dem Entwurf ‘angepaßt’ wird und zu einer Entwurfsphilosophie verkommt, die ausschließlich auf das eigene ‘branding’ gerichtet ist. Dadurch läßt sich nicht nur das erworbene Wissen nicht mehr testen, sondern ebensowenig der Entwurf, weil ein geschlossener Kreislauf entsteht, bei dem der Entwerfer seine eigenen Spielregeln formuliert. Kann er damit als Architekt vielleicht noch gut seine Brötchen verdienen, so ist es doch bedauerlich, daß das eventuell erworbene Wissen nicht mehr einem größeren Publikum zur Verfügung steht.
Im Idealfall besteht eine solche Master-Ausbildung zur Hälfte aus Theorie und Forschung und zur anderen Hälfte aus Entwurf. Selbstverständlich ist damit die Möglichkeit zur gegenseitigen Befruchtung gegeben: ob nun die Entwurfsfächer die Forschung verwenden bzw. interpretieren, weil die Forschungskurse die Entwürfe zur Diskussion stellen oder kritische Fragen herausdestillieren, oder ob es auf unbewußter Ebene stattfindet – einfach durch die Nähe, weil der eine sieht und hört, was der andere macht.

Das Wichtigste, was eine Master-Ausbildung zur aktuellen Architekturdebatte beitragen kann, ist die Bereitstellung von Methoden, mit deren Hilfe Architektur, Städtebau und Regionalplanung wieder ein Kontinuum bilden, in dem aus verschiedenen Perspektiven, auf verschiedenen Niveaus, in verschiedenen Kontexten und Maßstäben operiert werden kann: einmal eher analytisch und pragmatisch, dann wieder visionär und utopisch, aber immer in respektvollem Dialog und Zusammenarbeit mit anderen Parteien – ob dies nun Politiker, Fachleute oder Auftraggeber sind. Es geht nicht nur darum, wie Sanford Kwinter sagt, ‘Bilder der Freiheit zu entwickeln’, sondern auch darum, zu betrachten, was wirklich getan werden muß. Es geht darum, Einzelinteressen mit kollektiven Belangen und Zielen zu verbinden, indem man kontinuierlich die räumlichen Konsequenzen der Bedürfnisse aller individueller Parteien, die bei einem Projekt involviert sind, aufzeigt und einander gegenüberstellt – dadurch kommt ein Dialog über eine ganzheitliche Lösung in Gang. Dafür muß man auch wissen, was die anderen Parteien für Vorstellungen und Werte einbringen. Man braucht also Planer mit Fähigkeiten zur Analyse und Synthese und – hoffentlich – auch mit mehr Bescheidenheit und Teamgeist, als die Stars von heute.



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