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Der Wiener Architekt Hans Hollein (*1934) hat den Arnold W. Brunner Memorial Prize in New York erhalten. Arnold William Brunner (1857-1925) war amerikanischer Architekt und Stadtplaner. Mit 5.000 Dollar (4.185 Euro) ist die Auszeichnung dotiert. Neben dem Pritzer Architecture Prize, den heuer übrigens Zaha Hadid erhalten hat, gilt er seit 1955 als mit die höchste Ehrung für Architektur... Von Antje Mayer.

Umstritten

Auszeichnung für Hans Hollein

Der Wiener Architekt Hans Hollein (*1934) hat den Arnold W. Brunner Memorial Prize in New York erhalten. Arnold William Brunner (1857-1925) war amerikanischer Architekt und Stadtplaner. Mit 5.000 Dollar (4.185 Euro) ist die Auszeichnung dotiert. Neben dem Pritzer Architecture Prize, den heuer übrigens Zaha Hadid erhalten hat, gilt er seit 1955 als mit die höchste Ehrung für Architektur.
Hollein hätte einen „signifikanten Beitrag in der Architektur als Kunst“ geleistet, so die Jury, in der unter anderem Verhüller Christo, der Maler Jasper Johns, der Komponist Stephen Sondheim und die Schriftstellerin Susan Sontag sitzen.
Hollein gilt bekanntermaßen als einer der Pioniere der postmodernen Architektur und ist neben seinen wilden Experimentier-Sechziger („autonome Architektur“) und dann später unter anderen mit Projekten wie dem Städtischem Museum Mönchengladbach (1982), dem Haas-Haus in Wien (1990), dem Museum moderner Kunst Frankfurt/Main (1991) oder der Shedhalle in St. Pölten (1997) international bekannt geworden. Zuletzt stellte Hollein die Österreichische Botschaft in Berlin (2001) und das Niederösterreichische Landesmuseum in St. Pölten (2002) fertig. Mit seiner riesigen Eingangs-Rampe vor der neuen Albertina sorgte er wegen des massiven Einschnitts in die denkmalgeschützte Fassade jüngst für große Aufregung.
Nicht nur unter den jüngeren Architekten ist Hans Hollein, der als Marketingexperte in eigener Sache gilt (Hollein: „als Architekt ist man dauernd auf einem Werbefeldzug für sich selbst"), inzwischen nicht mehr ganz unumstritten. Nicht zuletzt deswegen, weil seine postmodernen Ansätze zwar einst als innovativ galten, mittlerweile jedoch teilweise obsolet. Ein gewisser Stilpluralismus kulminiert bei ihm -wenn inzwischen auch zahmer-, heute noch in Collagen von Zitaten verschiedener Bauepochen. Hollein verwischt dabei nicht selten die Grenzen zwischen Kitsch und Kunst, Massenkultur und elitärer Kunstauffassung. Die Kritiker-Vorwürfe sind bekannt: beliebig, konstruktiv uninteressant, nicht innovativ, ja sogar bieder.
Dennoch: Es wäre falsch, Hollein vorwerfen zu wollen, er versuche weiterhin postmodern zu bauen, auch er hat eine Entwicklung hinter sich, dennoch verleugnen kann er seine Vergangenheit offensichtlich nicht. Dass Kitschiér Friedrich Hundertwasser im Volksmund einst „Hollein des kleines Mannes“ hieß, spricht Bände.
Dennoch: Der heute siebzigjährige Hans Hollein hat ohne Zweifel einen großen Beitrag zur Architektur- und Kulturgeschichte geleistet, übrigens nicht zuletzt als Ausstellungsmacher: Unvergessen und heute wieder ein Geheimtipp bleiben die Schauen wie die Papier-Ausstellung am Wiener Design Zentrum (1971/72), »Man Transforms« im New Yorker Cooper-Hewitt Museum (1974-76) oder »Die Türken vor Wien« (1983) und »Traum und Wirklichkeit« (1985) im Wiener Künstlerhaus.



erschienen in Kunstzeitung Nr.95/ Juli 04, S.26
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