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Wenn eine Stadt was hermachen will, baut sie sich heutzutage eine neue Kunsthalle, wie in Graz, der Kulturhauptstadt 2003. Dort wurde am 27. September das neue Kunsthaus Graz (der „friendly alien“) der beiden Londoner Architekten Peter Cook und Colin Fournier endlich eröffnet. Der nicht mehr aufzuhaltende Trend zum Haus für die Kunst hat Christian Eisenberger sich auch zu Herzen genommen und vor gut einem halben Jahr kurzerhand selbst eines gebaut. „Ich wollte schon immer Kunsthallendirektor werden“, so die Begründung des 25jährigen Kunststudenten der Universität für Angewandte Kunst in Wien.

Von Antje Mayer.

In die Knie gehen für die Kunst. Über die Kunsthalle K2

Nun ist es so, dass Eisenbergers Institution, mit dem Namen „Kunsthalle K2“, in seinem Heimatort Semriach unter der Dorflinde am Marktplatz steht, in einem ein paar Seelen zählendem steirischen Örtchen, gute 30 Autominuten nördlich von Graz. Und da eine sehr kleine Gemeinde selbstredend nur eine sehr kleine Ausstellungsfläche benötigt, ist der Schauraum auch zum Bonsaiformat geschrumpft: 485 x 360 x 190 Millimeter. „Meine Kunsthalle ist so klein, dass sie anfangs selbst die Einheimischen nicht gefunden haben“, lacht der Selfmade-Kunsthallendirektor, der außerdem betont, dass seine Ausstellungshaus wohl auch zu den am wenigsten besuchten der Welt gehört.

Kunst von Weltformat hätte Eisenberger jedenfalls zu bieten: Kein Geringerer als Gottfried Bechthold war schon auf dem Programm, auch Stars wie Robert Adrian X oder das Künstlerkollektiv G.R.A.M. Im September wird Timm Ulrichs kommen, im diesjährigem Spätherbst soll noch Raymond Pettibon folgen. Alle sechs bis acht Wochen wechselt die Show. Finanziert wird das außergewöhnliche Projekt teilweise von der Gemeinde Semriach und von Christian Eisenberger selbst. Die Künstler verlangen nichts. „Die Reaktionen waren durchwegs positiv. Adrian X hat sogar eigens für K2 etwas konzipiert“, wundert sich Eisenberger.

Wer die ausgestellten Objekte in der außen braun, innen weiß und grau gestrichenen Kunsthalle durch die schmalen Sehschlitze betrachten möchte, muss, ob er will oder nicht, vor der Kunst in die Knie gehen. Der Eintritt ist frei, weil man nämlich gar nicht reingehen kann. „Es werden immer mehr Megahäuser für Kunst gebaut, eine Kuratorenausstellung nach der anderen geht vom Stapel. Ich möchte mit meiner kleinen Kunsthalle K2 humorvoll dazu auffordern, dass sich die Künstler und die Besucher wieder auf die Kunst konzentrieren sollten und nicht auf deren Präsentation.“ Dass sein Kunsthaus -als Kunstwerk- schon von eben diesen großen Kunstdampfern angefragt wurde, lässt Eisenberger übrigens kalt: „Meine Kunsthalle bleibt hier am Land. Da gehört sie schließlich hin und sonst nirgends.“



erschienen in Kunstzeitung Nr.85/Sept.03,S.18