Aktuell *Ost Über Uns Archiv Impressum English




Von Manuela Hötzl.

Querkraft

Jakob Dunkl, Gerd Erhartt, Peter Sapp, Michael Zinner

Die Kraft der Querdenker

Grenzen bieten Möglichkeiten. Bedingungen erzeugen Kreativität. So zumindest bei Querkraft. Als 1999 zu Dunkl/Erhartt, noch Sapp/Zinner stießen, wurde der Name zu lang und Querkraft geboren. Mittlerweile sind sie fixer Bestandteil der jungen Wiener Architekturszene, und bekannt für ihren persönlichen Einsatz nach innovativen Lösungen. Voraussetzung dafür ist, das Gestaltung nicht am Bauzaun aufhört und Architektur auch gesellschaftliche Verantwortung bedeutet. Ihre Handschrift ist nicht in der Form, sondern im Konzept zu suchen. Die Ausstellung in Boston letztes Jahr mit vier anderen jungen Wiener Büros hat diesen Ansatz verdeutlicht.

Querkraft denkt quer, das heißt zuerst einmal die Anforderungen an sich zu hinterfragen. Ansatz und Lösungen ergeben sich aus Bedingungen, die entweder erweitert, eingeschränkt oder verändert werden. Wie auch beim Wettbewerb 1999 bei dem es galt, die Fassade des Fischer von Erlach Baus im Museumsquartier zu gestalten. Warum eine denkmalgeschützte Fassade verändern, wenn davor ein 11 000m² großer ‚Platz für Aufmerksamkeit‘ liegt. Mit eigener Kraft, diesmal der der Überzeugung, befreiten sie den Vorplatz des Museumsquartiers von seinem wilden Gebüsch und machten somit auch erst die Fassade des Altbaus sichtbar. Stadtleben braucht Plätze, sollte das Statement sein.
Orange Baunetze über die gesamte Fläche definierten das Areal und schufen eine Aktionsfläche für junge Künstler, die auch auf den kulturellen Pool des Museumsquartiers dahinter hinweisen sollten. Beim Abbau nach sechsmonatiger Installation legte die Querkraftmannschaft aus finanziellen Gründen selbst Hand an: Sie tauschten die Netze gegen Fackeln aus. Abgefackelt.

Das Querkraft auch das soziale und landschaftliche Umfeld miteinbezieht und darauf Rücksicht nimmt, zeigt das zweite Projekt. Auf einem Grundstück mit beeindruckendem Panoramablick sollte ein Einfamilienhaus entstehen. Der Bauherr wollte möglichst hoch hinaus, um maximalen Wohnraum zu erreichen. Dass das weder für Ausblick, noch den Platz dienlich war, bewies Querkraft mit ihrer Lösung. Ein mehrgeschossiges Haus hätte allen Nachbarn dahinter den Blick verstellt. Um trotzdem viel Raum zu erhalten, wendeten die Architekten einen Trick an und bauten den größten Teil des Hauses als Keller aus. Sie schufen eine Stufe im Gelände, bauten einen Teil des Hauses in den Hang und öffneten die vordere Front komplett in den Garten hinaus. Auf diesen langen Unterbau sitzen zwei exklusive Wohnwägen. Die Form dieser Rucksäcke wird von der Ausnutzung der Kubatur und der inneren Funktionen bestimmt. Das Haus ist sowohl ökonomisch in seinen Materialien als auch in seiner Form.

Auch das letzte Projekt, der Umbau eines Loft für die Filmproduktionsfirma Dor, ist auf seine Weise ökonomisch und dienstleistungsorientiert. Ein idealer Bauherr, wie Querkraft meint. Weil sie genau wussten, was sie wollten und dabei die richtigen Prioritäten und schnelle Entscheidungen fällten. Die geforderten kleinen Arbeitsräume wurden aus transparenten Planen zurechtgeschnitten und mit speziellen Türen ausgestattet. Der Bauzeitplan war sehr eng, der finanzielle Rahmen auch. Beides hielten Querkraft ein und fanden genügend Lücken sich trotzdem und gerade deswegen kreativ zu betätigen.

Querkraft wird auch in Zukunft auf sich aufmerksam machen. Wichtig sind aber nicht nur ihre Gestaltungen, sondern ihre Arbeits- und Denkweise, die ihren Mitarbeitern wie freie Zeiteinteilung und Ortsunabhängigkeit garantiert. Eine kreative und innovative Architektur, die Professionalität und Dienstleistung einschließt, die den Prozess genauso wichtig nimmt, wie das Ergebnis. Spaß nicht ausgeschlossen, sondern erwünscht.



erschienen im Buch „20x3“,Projects by young Austrian Architects,2001,Herausgeber:Volker Dienst,Verein architektur–in progress,Verlag:Triton,Wien,Auflage:2500 Stck.
> Querkraft Architekten