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Vorarlberg wird als Paradies für Architekten gehandelt. Allerorts und bis in sämtliche Advokatenwinkel scheint das Verständnis für Architektur hinterm Arlberg geschärft. Doch das Image der Kistenarchitektur, des stringenten Designs, der brachialen Formgebung lässt den schon etwas müden Blick aus der Ferne über wesentliche Details hinwegschauen: Intelligente Konzepte, Überzeugungsarbeit von Beiräten, vorausschauende Planungen und Entwicklungsstudien, die nur unter der Voraussetzung einer architekturgebildeten Gesellschaft funktionieren und sich auch nur so öffentlich manifestieren lassen – wie die Entwicklung des Wasserkraftwerks Hochwuhr, mit wenigen, aber durchschlagenden Mitteln, zeigt. Von Manuela Hötzl.

Das Felsenfeste und das Flüssige

Wasserkraftwerk Hochwuhr, Feldkirch - Architekten: ARTEC, Wien

Nicht alle Bauten aus Architektenhand werden im Laufe der Projektentwicklung verkleinert, von Budgetnöten verfolgt oder durch anhaltende Bügerinitiativkultur zu Tode geredet. Solcherlei Reibungsverluste sind beim Bau des Wasserkraftwerks Hochwuhr nicht zu konstatieren, wiewohl er sich den Geboten der öffentlichen Verwaltung nach Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit zu unterwerfen hatte. Ebenso wenig fruchtet diesbezüglich eine Betrachtung über architektonische Formalismen oder schwierige bauprozessuale Abläufe. Das Projekt hat alles – und macht weiterhin alles „durch“ -, was ein Bauvorhaben, weit über die eigene Baustelle hinaus, zu einem nachhaltigen Projekt der Stadt machen wird – und das gerade, weil es nicht von Anfang an so geplant wurde.

Die Ausgangssituation ist architekturhistorisch und landschaftlich stark vorgeprägt: Ein Ausleitungskraftwerk mit einem noch in Betrieb stehenden Krafthaus am Mühletorplatz mitten in der Altstadt, bereits 1903 bis 1906 errichtet, mit eigenem Einlauf bzw. Oberwasserkanal von 480 Metern Länge und eine Stadtschlucht die ihresgleichen als Kulisse für eine städtische Wasserkraftanlage sucht. Die Abzweigung des alten Werkskanals liegt am Ostrand des Talkessels, in dem sich die Stadt Feldkirch erstreckt, genau an der Schnittstelle, wo die mit ihren Hochwassern die Stadt seit jeher heimsuchende Ill mit naturgewaltiger Schlucht die Berglandschaft teilt, bevor sie sich mit einer etwas gedämpften Öffnung zum breiten Reinthal öffnet. Wassereinzug, Wehrbauwerke und die Oberwasserführung für das alte Kraftwerk waren in einem erneuerungsbedürftigen Zustand, die alte Wehrstelle fast unter der Bundesstraßenbrücke in den Walgau aber noch weiter nutzbar.

Aus dringendem Handlungsbedarf entstand 1997 die Idee eines wasserbaulichen Projektwettbewerbs, der eine bessere ökologische Situation und eine gute ökonomische Ausnutzung der gut geeigneten Situation erbringen sollte. Die Ill hat ein von den zahlreichen Oberliegern bereits stark reglementiertes Regime, der Zufluss ist von der Spitzenstromproduktion im Montafon abhängig. Neben dieser Sondersituation sollte für die geforderte Restwasserführung trotz Unterwassereintiefung eine ökologisch und landschaftlich befriedigende Stadtstrecke und naturgemäß eine hinreichende Hochwassersicherung für den Stadtkern mitgedacht werden. Eine künstliche Fischaufstiegshilfe war vorzusehen, um den regionaltypischen Fischarten wieder die angestammte Wanderung in den Walgau zu erlauben.

Gewonnen hat ein Projekt des Innsbrucker Ingenieurbüros ILF, das ein Kraftwerk annähernd an der Stelle des alten Streichwehrs vorschlug; architektonischer Akzent sollte ein zeichenhafter Aussichtsturm sein. Der Bau eines neuen Kraftwerks.



erschienen in Forum 05/März 03
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