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Von Manuela Hötzl.

RATAPLAN

Rudi Fritz, Susanne Höhndorf, Gerhard Huber, Martina Schöberl und Friedel Winkler

Einer für alle, alle für Einen

Wenn Architektur mit dem Leben zu tun hat, wenn Beruf mit Berufung und Gemeinschaft als Gemeinschaft zu verstehen ist, ist RATAPLAN das beste Beispiel dafür. Rudi Fritz, Susanne Höhndorf, Gerhard Huber, Martina Schöberl und Friedel Winkler sind RATAPLAN, und nicht weniger. Das mag ein wenig idealistisch klingen, kommt aber der Einstellung der fünf Architekten am nächsten. Seit 1993 haben sie sich leise und mit Konsequenz in der Wiener Architekturszene etabliert und sich gleichzeitig eine Lebensform rund ums Architektur-machen geschaffen.

Rataplan beginnt jedes Projekt gemeinsam, Ideen werden gesammelt und diskutiert, Arbeitsmodelle für den Bauherrn gebaut, der von Anfang an in den Prozess eingebunden ist. Daran ist an sich nichts ungewöhnlich, aber das es seit Jahren ohne Hirachien, lustvoll und gemeinschaftlich auch funktioniert, macht das Büro doch speziell. Nach dem Vorentwurf übernimmt einer der fünf die Projektleitung, bezieht aber die anderen immer wieder bei wichtigen Entscheidungen mitein. Zeichen und Planen wird von dem jeweils Verantwortlichen ausgeführt. Bis jetzt gab es noch keine Krisenzeiten: So das einer nicht beschäftigt gewesen wäre oder das die Mannschaft dringend Zuwachs gebraucht hätte. Rataplan will so groß bleiben, wie es jetzt funktioniert, weil es für sie eine Lebens- und Arbeitsweise bedingt. Was aus dem Büro gegeben wird sind Modellbau oder Grafik alles andere passiert unter den fünf Freunden. So bleiben die Projekte in sich schlüssig. Ist das Konzept festgelegt, wird der Raum über das Material definiert. Wie auch bei dem Umbau des Büros für Mode Unit F.

Das jüngste Projekt wurde im Dezember 2000 eröffnet. Mit einfachen Mitteln verwandelten sie das Geschäftslokal in ein flexibles Büro. Die drei Arbeitsplätze finden sich auf einer langen Tafel unter einem designten Baldachin. Dieser Bogen mit Membran fasst den Raum perspektivisch, öffnet ihn zum Schaufenster und schafft eine intimeren Bereich für die Arbeitsplätze. The Space betiteln Rataplan das Projekt selbst. Die Membran, aufgespannt, trennt die Technik und Stauzone, schafft Sichtschutz und bildet den Raum neu. Intimität und Offenheit in einem.

Der Freizeitpark für die Heller-Werkstatt ist ein gutes Beispiel der Herangehensweise an einen Anspruch, gerade weil die Parameter so undefiniert sind. Der Park für Spiele sollte an verschiedenen Orten und Größen baubar sein. Deswegen ist das System eine Struktur, deren Bausteine auf die Gegebenheit und Einflüsse der Landschaft reagieren. Vom Kind zum Erwachsenen, vom Raum zur Funktion.

Anders und sehr konkret der Wohnbau Autofabriksstraße. Der Entwurf entwickelte sich von innen nach außen. Trotz Schottenbauweise und durchgehenden gleichen Achsenmaßen, wurde durch Schrägstellung jeder zweiten Scheibe, verschiedene Wohnungstypen möglich. Die Erschließung wurde sehr vereinfacht von der Straße und Laubengängen gestaltet um den Raum maximal auszunutzen, da die gläsernen Laubengängen nicht als geschlossener Raum gesehen wird. Die Fassade ist fast vollkommen verglast und löst das Gebäude nachts völlig auf. Unten die Stiegenhäuser, oben die Front der Maisonetten.

Rataplan ist an sich ein geschlossenes System, ihre Auftraggeber kamen fast ausschließlich, weil sie bereits etwas von ihnen gesehen hatten. Eine bessere Empfehlung gibt es nicht, eine bessere Voraussetzung für gute Zusammenarbeit auch nicht. Eine gute Mischung zwischen Wunsch und eigener Kreativität.

Nachtrag: Wenn man wissen will woher der Name RATAPLAN kommt, kaufe man sich das Comic „Lucky Luke und die Erbschaft von Rantanplan“. Weit entfernt von Lonesome Cowboys oder 30 verschiedene Arten die Sonne untergehen zu lassen.



erschienen im Buch „20x3“,Projects by young Austrian Architects,2001,Herausgeber:Volker Dienst,Verein architektur–in progress,Verlag:Triton,Wien,Auflage:2500 Stck.
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