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„Im Rahmen der Architektur ist Immaterialität ebenso konservativ wie die frühen Ideen einer festgegründeten, verwurzelten und regionalen Architektur, die sie angeblich bekämpft. Dematerialisierung beschwört einen idealen Zustand, der als absolute Minimalbedingungen ätherischen Raums definiert wird – Cyberspace im Sprachgebrauch der Theoretiker der elektronischen Architektur. Transparente Baustoffe und minimale Strukturen sind die kennzeichnenden Materialien dieses frustrierten Vorhabens, das einen idealen, immateriellen Raum anstrebt.“
(Greg Lynn, Arch+, Leicht und Schwer, 1994, Seite 38) Von Manuela Hötzl.

Vice Versa - remixed

Umbau und Erweiterung der Bezirkshauptmannschaft und Bezirksleitung, Hartberg

Transparenz entsteht aus dem Verhältnis der Hülle zum Raum. Eine äußere Hülle kann das Innere widerspiegeln oder verdeutlichen. Sie kann aber auch das Innere verstecken und den Eintritt in das Gebäude als Schnitt zwischen zwei Sequenzen inszenieren. Die Hülle des Mehrzwecksaals in Hartberg kann beides, tagsüber versteckt sie ihr inneres, nachts wird ihre innere Form sichtbar. Die Metamorphose ist ein Spiel mit Licht und Raum.

1994 ging die Architektengruppe creuz & quer als Sieger aus dem geladenen Wettbewerb für die Erweiterung der Bezirkshauptmannschaft Hartberg hervor. Das bereits bestehende Bürogebäude liegt in unmittelbarer Nähe des Hauptplatzes, am Rochusplatz, wo auch der Haupteingang situiert ist.

Der Altbau blieb in seinen Grundstrukturen erhalten, nur der Zubau im Osten wird entfernt und durch den Neubau ersetzt. Es entsteht eine T-förmige Bebauung, in die im hinteren Bürotrakt ein Mehrzwecksaal als eigenständiger Körper geschoben ist. Das Grundstück fällt nach Osten um ein Geschoss ab. Der Neubau ist erhöht auf Stützen gestellt, damit wird das Erdgeschossniveau erhalten und die notwendigen Parkplätze unter dem Gebäude untergebracht. Der Umbau des bestehenden Gebäudes beschränkte sich auf kleinere Eingriffe und die Entflechtung der zwei Funktionen Bezirkshauptmannschaft und Bezirksleitung. So wurde die Erschließung des Alt- und Neubaus in einer mittigen Achse vereinheitlicht. Von den zwei neuen Eingängen an der Nord und Südseite, ist der südseitige von Josef Dabernig als Kunst am Bau Projekt gestaltet worden. Er verband mit einem Art Holztrog als Rampe das Erdgeschossniveau mit dem Gehsteig entlang der Bundesstraße. Der Künstler arbeitete sehr eng mit den Architekten zusammen, das Ergebnis ist eine gelungene Ergänzung des Gebäudes.

Der Bürotrakt erstreckt sich zweihüftig über drei Geschosse und ist eine Stahlbetonkonstruktion mit außenliegender Dämmung und vorgehängter Putzfassade. Die Büroräume lassen sich alle mit architektonischen Kunstgriffen durchlüften und sind nach außen mit Oberlichten über die gesamte Länge ausgestattet. Die Rückseite mit der Glasfassade präsentiert sich farblich wie ein großes Fenster. Zwei helle Rahmen umschließen eine dunkle Fläche mit orangen Quadraten. Die eigentlichen Fenster bilden als einzige Elemente geschlossene Flächen, nur wenn man sie öffnet sieht man hinaus. Eine inverse Gestaltung: Die Fassade ist durchsichtig und die Fenster sind geschlossen. Der Bürotrakt erstreckt sich zweihüftig über drei Geschosse und ist eine Stahlbetonkonstruktion mit außenliegender Dämmung und vorgehängter Putzfassade. Die Büroräume lassen sich alle mit architektonischen Kunstgriffen durchlüften und sind nach außen mit Oberlichten über die gesamte Länge ausgestattet. Die Rückseite mit der Glasfassade präsentiert sich farblich wie ein großes Fenster. Zwei helle Rahmen umschließen eine dunkle Fläche mit orangen Quadraten. Die eigentlichen Fenster bilden als einzige Elemente geschlossene Flächen, nur wenn man sie öffnet sieht man hinaus. Eine inverse Gestaltung: Die Fassade ist durchsichtig und die Fenster sind geschlossen.

Der Mehrzwecksaal, im Stadium des Wettbewerbprojekts noch außen wie innen eine freie Form, sollte aus einer Membran gebildet werden. Zudem sollte er sich formal als öffentlicher Raum vom Rest des Gebäudes abheben, der Schwerpunkt lag aber im Innenraum mit seiner expressiven Form. Die Membran war baulich und finanziell nicht möglich, so entstand im Laufe der Planung eine zweigeteilte Struktur. Um eine relativ runde und freie Raumbildung zu ermöglichen wurde die Holzspantenkonstruktion aus dem Schiff- und Flugzeugbau adaptiert. Die Brettschichtholzplatten bilden die Form und tragen die äußere Glashülle, die sich um den gesamten Saal zieht. Die Fassade besteht aus einer zweischichtigen Isolierverglasung mit unregelmäßig eingelegten semitransparenten Folien. Die Hülle lässt die dahinterliegende Form tagsüber nur fragmentarisch erahnen, nachts tritt sie hervor. Im Inneren ergibt sich dadurch ein ständiges Spiel mit Licht und Schatten durch die Konstruktion. Die Fassade beeinflusst die Atmosphäre des Innenraums. Lamellen auf dem Dach richten sich nach dem Stand der Sonne und lassen sich für Vorträge komplett schließen.

Die Fassade besteht aus einer zweischichtigen Isolierverglasung mit unregelmäßig eingelegten semitransparenten Folien. Die Hülle lässt die dahinterliegende Form tagsüber nur fragmentarisch erahnen, nachts tritt sie hervor. Im Inneren ergibt sich dadurch ein ständiges Spiel mit Licht und Schatten durch die Konstruktion. Die Fassade beeinflusst die Atmosphäre des Innenraums. Lamellen auf dem Dach richten sich nach dem Stand der Sonne und lassen sich für Vorträge komplett schließen.

"Ich benutze Licht, um das Volumen immateriell werden und verschwinden zu lassen. Es ist wie bei einem Fernseher. Ist er ausgeschaltet, siehst du den Fernseher.", beschreibt Maximiliano Fuksas seine Gebäudehüllen. Der Mehrzwecksaal folgt einem ähnlichen Prinzip, eine Verwandlung mit Licht die sich bis in den Innenraum fortsetzt und Transparenz als Gestaltungselement einsetzt.

Der Grundgedanke des introvertierten Blobs in der Box, entstanden aus der Auseinandersetzung mit computergenerierten Blasen, bestimmt den wesentlichen Ansatz dieses Baus, weit über das Ergebnis des Realisierbaren hinaus. Materialität vice versa Transparenz, setzt nicht auf Immaterialität oder Formalität, sondern stellt gegen eine Scheinbarkeit für Konstruktion und Raum. Und – sie repräsentiert, mit dem Hintergrund eines politischen Bauherrn, vor allem eines - eine Idee, die über diesen Bau hinaus einer Auseinandersetzung bedarf.



erschienen in Architektur&Bauforum/06,Dez.02,S.108ff