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Schlechte Architektur ist schlecht fürs Image. Tiroler Heimatarchitektur, Schnitzbalkon nebst Satteldach, die „Fremdenverkehrs-Hundehütten“, die Pensionen „Anita“ und Sporthotels „St. Antons“, die sich wie ein Geflecht über die Alpenlandschaft auswucherten, waren europaweit geradezu Sinnbild einer verfehlten Siedlungs- und Baupolitik im ländlichen Tourismusraum. Nun ist sie wieder in aller Munde, die Tiroler Architektur. Man hat sich, so scheint’s, ein Beispiel am benachbarten Vorarlberg genommen. In Tirol wird zur Zeit gebaut, was das Zeug hält und ausgesprochen gut dazu. Die internationale Fachpresse ist voll des Lobes.

Von Antje Mayer.

Neues Tiroler „Haus der Architektur“

Gute Architektur ist gut fürs Image. Das haben nun auch die Politiker gemerkt und endlich grünes Licht für den Spatenstich für eine neue Unterkunft des Tiroler Architekturforums gegeben, das sich als „Kompetenzzentrum für Architektur im Alpenraum“ ausbauen will.

Wenn alles gut geht, kann die Tiroler Architekturinstanz im Oktober 2004 in das für 3,5 Millionen Euro neu adaptierte Innsbrucker Adambräu Sudhaus umziehen. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1926/27 errichtet und ist vom bekannten Tiroler Architekten Lois Welzenbacher entworfen. Einer der wenigen Architekturen, die von ihm noch erhalten sind. Circa 400 Quadratmeter hat das Architekturforum dann zur Verfügung für Büro, Ausstellungsfläche und das Archiv zur Architektur im Alpenraum, das die Baufakultät der Universität Innsbruck betreut. Architektonisch wird die Architektengemeinschaft Thomas Giner, Erich Wucherer und Rainer Köberl (Architekturbiennale-Teilnehmer 2002) die Räume gestalteten.

Schwerpunkt soll weiterhin die Vermittlung alpiner Architektur im 20. Jahrhundert bleiben. „Wir befinden uns zudem in guter Nachbarschaft. Wir liegen genau im Zentrum der Architekturachse Basel-Wien und München–Mailand“, so Arno Ritter, Leiter des Forums. „Wir planen ein Haus der Architektur der unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Einerseits eine jährliche Hauptausstellung, daneben schnelle Interventionen: Wettbewerbspräsentationen, Diskussionen, Symposien und kleine Schauen.“ Architektur spartenübergreifend, im Spannungsfeld von Literatur, Kunst, Musik oder Film zu vermitteln, will Arno Ritter weiter ausbauen. Ritter („Architektur wird erbaut oder erträumt“) hatte sich nicht zuletzt durch seine freie Interpretation von Architektur weit über die Tiroler Landesgrenzen einen Namen gemacht hat. „Ich habe einen anderen Ansatz als Dietmar Steiner mit seinem Architekturzentrum in Wien, das eine politische Gründung war. Unsere Institutionsgründung 1993, die ja weit kleiner ist, war eher eine anarchische. Das merkt man nun einmal auch an den Projekten, die wir realisieren.“ Wichtig ist Ritter auch die Bezeichnung „Forum“, nicht „Zentrum“. „Wir sehen uns als Plattform, die die Diskussion über Architektur am Laufen hält. Dass das Früchte trägt, kann man in Tirol derzeit sehen.“



Bis 24.10. ist in den alten Räumlichkeiten des Tiroler Architekturforums noch eine Ausstellung über den -aus dem heutigen Kroatien stammenden- Architekten Edoardo Gellner (geboren 1909) zu sehen.
erschienen im Informationsdienst Nr.284/Sept.03,S.18