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Von Manuela Hötzl.

Die Angst kein Architekt zu sein

Ausstellungsarchitekturen und Architekturausstellungen von PAUHOF Architekten

Für das Thema Architekturausstellung gibt es (ausnahmsweise) keinen aktuellen Anlass. Im Gegenteil. Architekten scheinen in den letzten Jahren fast vor Aktivitäten in Museumsräumen zurückzuschrecken. Jedenfalls wenn es sich nicht um eigene Projektdokumentationen handelt und nicht direkt Aufträge bringt. Dagegen meinen PAUHOF, Architekten mit langjähriger Ausstellungserfahrung: „Die üblichen Architekturausstellungen dienen in der Regel der Repräsentation des Staates, der Stadt, der Region oder diverser Preise, die von Firmen gesponsert werden. Perfekte Fotos, aufwendige Renderings, Videos und bestenfalls noch Modelle zeichnen ein attraktives, widerspruchsfreies Bild von Architektur.“
Ohne Widerspruch agieren PAUHOF dagegen selten. 1986 von Michael Hofstätter und Wolfgang Pauzenberger gegründet und mit nun fast 15 jähriger Ausstellungstätigkeit haben die Architekten übliche Präsentationsformen von Architekturausstellungen immer vermieden. Parallel zum Architekturentwurf operierten PAUHOF vorwiegend im Rahmen des „Kunstraumes“. PAUHOF sind keine viel-bauenden Architekten, und doch wurden ihre Entwürfe und Projekte immer in der Öffentlichkeit – und im Kunstkontext diskutiert und ausgestellt. Vordergründig scheinen ihre Projekte ohnehin nie auf eine Realiesierung ausgerichtet. Ihr Projekt zum Museumsquartier in Wien oder zum Berliner Regierungsviertel sind in erster Linie städtebauliche und räumliche Statements, zum Museum, zur Stadt und zu Architektur als Ausdruckform. Meist mit einer Megastruktur, die in Berlin die Macht der Politik mit einer autoritärer Großarchitektur beantwortet: Eine dreigeschossige 500 Meter lange Platte demonstriert eine „schwereloses“ Nervenzentrum, das das bestehende Berlin integriert. Doch sind ihre Projekte nicht simple überdimensioniert, sondern wollen Grundprizipien des Städtebaus hinterfragen und weiterdenken. PAUHOFs Architektur geht auf eine pragmatische, aber auch prinzipiell analytische und experimentelle Auffassung zurück. Die eben immer kritisch reflektierend ist und mit den Lösungen und Projekten traditionelle Spielregeln – wie im Falle Berlins eine architektonisch-städtebaulichen Gesamtabsicht - in Frage stellt.
Architekturausstellungen, mit eigenen Projekten, werden für PAUHOF erst dann interessant, „wenn die Rolle der Architektur in Verbindung mit Theorie zum abstrakten Konzept gemacht wird“ und Architektur als übergeordneter Begriff funktioniert. Durch ihre konzeptuellen Projekte und dem Interesse von „gegenwärtigen Phänomenen der raumbezogenen Wahrnehmung und kulturellen Wirklichkeit“ wurde PAUHOF zu einem Exportprodukt im Kunstkontext, das in ihrem eigenen Land fast unbemerkt blieb. Ebenso wie die erste Ausstellung als Gestalter. „Deep Throat“ 1991, präsentierte Martin Kippenbergers Arbeiten in einem äußerst unüblichen Ausstellungsort, einem U-Bahnbautunnels und führt Installationen, Kunst und Ort zu einer starken räumlichen Einheit zusammen führte. Die Ausstellung ‚Untitled’ in der Galerie Anselm Dreher, Berlin (mit Heimo Zobernig) bezog sich auf einen Dialog zwischen Kunst und Architektur bzw. Künstler und Architekt. Der Architekt schreibt einen Satz, der Künstler antwortet und erstellt eine Zeichnung, der Architekt reagiert… So wurde bei dieser Zusammenarbeit allein die Findung der internen Spielregeln zu einem wesentlichen Teil des Konzepts. Räumlicher aber ähnlich kommunikativ programmatisch die Ausstellung „Partition - Galerie Museum Bozen (`96)“, wo die Zusammenarbeit mit dem Künstler Walter Niedermayr begann. Die Installation in der Galerie wurde während der Ausstellung aus dem immer selben Material ständig umgebaut, von Niedermayr fotografiert und in der Galerie ausgestellt, die PAUHOF außerdem als Arbeitsraum verwendeten. Ein Dialog, der mit Fotografien des von PAUHOF realisierten Hauses „Casa P“ von Niedermayr und mit der Ausstellungsarchitektur bei „Walter Niedermayr“, Kunsthalle Wien (’02)“ von PAUHOF fortgesetzt wurde. Ihre Zusammenarbeit mit Künstler ist nie einseitig oder auf eine repräsentative Rolle beschränkt. Ihre Architektur hat in jedem Maßstab einen konzeptuellen Anspruch. Realisiert in Kunsträumen und im engen Dialog der Kunstproduzenten sollte diese Auseinandersetzung nicht nur auf den musealen Raum beschränkt sein. Weder in der Kunst, noch in der Architektur.



PAUHOF
Michael Hofstätter (geb.1953) und Wolfgang Pauzenberger (geb.1955)
1986 Gründung von PAUHOF Architekten

Ausstellungen/Ausstellungsbeteiligungen/Ausstellungsgestaltungen/Kunstprojekte(Auswahl):
'Deep Throat' / Martin Kippenberger - Wien (`91), Transit 18 - Triennale di Milano (`92), Application & Implication – Le Magasin/Grenoble (`93),), PAUHOF-Wien, Fondation pour l`Architecture / Brüssel (’95), Partition - Galerie Museum Bozen (`96), Beyond the Minimal - Architectural Association London und Art Front Gallery (Hillside Terrace), ARCHI LAB Orleans (`99), ‘Samuel Beckett / Bruce Nauman' - Kunsthalle Wien Karlsplatz (`00), ‘Walter Obholzer‘ – Wiener Secession (`00)‚ 'Yayoi Kusama', Kunsthalle Wien (’02), ‘Walter Niedermayr’, Kunsthalle Wien (’02),‘Untitled’ (mit Heimo Zobernig), Galerie Anselm Dreher, Berlin (’02), ‘Trespassing – Konturen räumlichen Handelns’, Wiener Secession (’02)-cat., ARCHI LAB Orleans (’03)