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Kommentar von Antje Mayer

Bildungs- und Bewahrungsaufrag

Net scho wieda ahns! Wien vom Museen-Virus überrollt! Den Plänen des Bundes zufolge soll das sogenannte „20er Haus“ des österreichischen Architekten Karl Schwanzers- gegenüber dem Wiener Südbahnhofs- nun auch noch mit großem finanziellen und technischen Aufwand in ein klassisches Museum umgebaut werden, so praktikabel halt, dass es den staatlichen „Bildungs- und Bewahrungsauftrag“ entspricht. Igitt. Die Erfahrungen mit diesem -nicht nur von politisch konservativer Seite zum Abwinken oft zitierten Begriff- lässt so manchen staubig-mottig Provinzielles erahnen.
„Bildung- und Bewahrungsauftrag“, man lasse sich diese zwei Worte auf der Zunge zergehen. Sie schmecken in Österreich wie eine ranzige Sachertorte. Und angeblich sollen das die ersten Worte eines neugeborenen Österreichers sein, wird kolportiert. Sie taugen indes fast schon zur Umschreibung einer ganzen nationalen Befindlichkeit.
Kampf der Mumifizierung! schrien dann auch die UnterstützerInnen des Projektes „Rettet das 20er Haus“ in den vergangenen Wochen. Die wollen sich nicht den zigsten White Cube vor die Nase stellen lassen und plädieren für die Erhaltung des temporären Charakters der Schwanzer –Architektur. Die war nämlich ursprünglich als Österreich-Pavillon für die Weltausstellung in Brüssel 1958 konzipiert gewesen, bekam dafür den Grand Prix für Architektur und diente anschließend in Wien als „Ikone des österreichischen Aufbruchs“.
In den 60er und 70er Jahren gastierte dort alles Modernes, was Rang und Namen hatte. Nam June Paik, Andy Wahrhol, Yves Klein gaben sich mit den zukünftigen Ösi-Stars ein Stell-Dich-ein: Valie Export, Walter Pichler, Arnulf Rainer, Bruno Gironcoli und und und. Hier wurde Jazz gespielt, experimentiert und performiert. Kurzum: Das Haus hatte gerockt. Und diesen Geist eben wollen, so die UnterstützerInnen der Aktion „Rettet das 20er Haus“, bewahren ... Bewahren? Es muss was dran sein an der Story, dass die ersten Worte eines neugeborenen Österreichers ...



Mag. Hannah Schwanzer, MBA
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+43-1- 214 73 07-16
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hannah.schwanzer@chello.at>
erschienen im Informationsdienst Nr.292/Jan.04,S.19