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Kommentar von Manuela Hötzl

45 unter 45 – Junge Architektur aus Japan

Ausstellungszentrum im Ringturm, Schottenring 30, 1010 Wien – bis 31. Jänner

Kann das Alter eines Architekten programmatisch für die Präsentation von Projekten sein? Wie wir aus Erfahrung wissen: ja, wir wissen nur nicht immer warum. Shozo Baba, ehemaliger Herausgeber der Zeitschrift „Japan Architect“ und Kurator der Ausstellung „45 unter 45“, erklärt im Vorwort des Katalogs die Kriterien der Auswahl aus dem Pool der jungen japanischen Architekten. Baba behauptet, dass sich mit dem Werkzeug Computer neue Entwurfsstrategien entwickeln haben, die erst bei Architekten unter 45 Jahren formal zum Ausdruck kommen. Nicht, dass die älteren noch alle am Zeichentisch säßen – doch CAD richtig einverleibt, bis in die „Tiefe ihres Herzens“, hätten erst die jüngeren. Erkennbar sei dies im Verlust des Details, an der allgemein sichtbaren „Helligkeit und Leichtigkeit“ der Bauten und an der Definition des Raumes, dem nicht mehr unterschiedliche Wertigkeiten zugeteilt werden. Aus diesen Parametern wurde in Japan der Begriff des „Superflat“ geprägt. Superflat-Design entstand aus dem Verlust einer Autorität, deren Meister und Rebellen entschwunden sind. Dieses gesellschaftliche Phänomen kommt auch in der Formalität der Architektur zum Ausdruck. Funktionale Kriterien werden dem Konzept untergeordnet. Shozo Baba bezeichnet die Protagonisten der Superflats als Champions, die „immer weiter kämpfen“ und sich in jedem Projekt neu beweisen müssen. Tadao Ando und Toyo Ito stellen für ihn diese ersten Kämpfer dar, deren nun weitere gefolgt sind.

Deutlich wird diese Sichtweise vor allem bei kleineren, überschaubaren Projekten, wie etwa bei den gezeigten Einfamilienhäuser von Kazuyo Sejima oder Yoko Kinoshita. Klare Formen, wie man es von moderner japanischer Architektur gewohnt ist, lösen sich gekonnt in Faltungen, Wellen und hoher Technizität bei Großprojekten auf, so beim „Aquamarine Fukushima“ von Jun Shinozaki und dem „National medizinischem Zentrum Omura“ von Koji Teraoka.
Einprägen sollte man sich aber auch die Namen Hitoshi Abe, Satoshi Okada und Kazuo Watabe, die zusammen mit Shigeru Ban am auffälligsten der japanischen Tradition folgen und sie neu interpretieren. Ob man diese Ergebnisse dem Computer oder anderen technischen Errungenschaften zuschreibt oder daraus Auswahlkriterien konstruiert, ist bei diesen Projekten gänzlich unerheblich. „Helligkeit und Leichtigkeit“ sieht man bei Hitoshi Abe und Kazuo Watabe umgesetzt in einer befreiten Architektursprache, die sich Technizität zunutze, aber nicht zum Programm macht.
Die Ausstellung, eine Eigenproduktion von Architektur im Ringturm der Wiener Städtischen in Kooperation mit der Japanischen Botschaft und der Nippon-Österreich-Japanischen Gesellschaft Wien, bietet einen anspruchsvollen Überblick, wobei die im Titel aufgezwungene Einschränkung in Alter und Anzahl nicht in jedem Fall eingehalten wird. Aufbereitet mit rund 30 Modellen und Schautafeln mit Fotos und Plänen könnte die Ausstellung auf Wanderschaft gehen – und das sollte sie auch.

Der Katalog (deutsch/japanisch/englisch): „45 unter 45 - Junge japanische Architektur.“ Verlag Anton Pustet, Salzburg und München 2002; ca. 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe, mehrere Seiten Projektdarstellung jedes Architekten; Biografien, Namenregister; Einführung von Shozo Baba; Preis: 36 Euro.



Der Katalog (deutsch/japanisch/englisch): „45 unter 45 - Junge japanische Architektur.“ Verlag Anton Pustet, Salzburg und München 2002; ca. 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen in Farbe, mehrere Seiten Projektdarstellung jedes Architekten; Biografien, Namenregister; Einführung von Shozo Baba; Preis: 36 Euro.
erschienen in Bauwelt/Febr.03