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Kommentar von Antje Mayer

Haus von Haiders Gnaden

Fing ja schon mal schlecht an mit dem neuen Museum Moderner Kunst Klagenfurt in Kärnten. Zur Einweihung am 29. Juli der frisch renovierten ehemaligen Kärntner Landesgalerie (Architekt Helmut Dominikus, 918 m²) nebst Tiefenspeicher für rund 5.000 Werke wurde die Hamburger Deichtoren-Personalschau „CUTOUTS“ mit rund 90 Arbeiten des amerikanischen Pop Art Künstlers Alex Katz (Jahrgang 1927) eröffnet. Als Katz und Deichtorhallen-Direktor Zdenek Felix jedoch erfuhren, dass – welch Überraschung- der rechtspopulistische Kärntner Landeshauptmann und eben auch Kulturreferent Jörg Haider reden würde, sagten beide kurzerhand ab. Die Pressestelle des neuen Museums ließ davon in der folgenden Woche kein Wort verlauten und verschickte indessen weiterhin Meldungen, die die Anwesenheit des Künstlers erwähnten.
Obwohl es schon seit vergangener Woche bekannt ist, scheinen es die Kärntner Öffentlichkeitsarbeiter außerdem nicht der Mühe wert zu finden, zu kommunizieren, dass die für Herbst von Dieter Bogner geplante Gegenüberstellung „Doppelspiel“ mit den Kärntner Künstlern Johann Fruhmann (1928-1985) und Heimo Zobernig (1958) abgesagt ist. Die Medien wurden offensichtlich und entgegen besseren Wissens zur Eröffnung falsch informiert. Prompt erschienen entsprechende Falschmeldungen in den Zeitungen. Auch Jörg Haider kündigte bei der Einweihungsrede die Ausstellung noch an. Am Tag darauf sprach man schwammig immerhin von einem „noch nicht fixierten Programm“. Kein Wort von der Absage. „Mir war nicht bewusst“, so schrieb Heimo Zobernig nämlich schon am Beginn der Vorwoche dem Kurator Bogner, „wie sehr diese Initiative eine Plattform für die persönliche und parteipolitische Interessen des Kulturreferenten darstellt. Unter diesen Umständen muss ich meinem ideologischen Gewissen folgen, weil jede Nähe eine Missverständnis provozieren würde.“

Peinlich auch der „Druckfehler“ in der Eröffnungs-Einladung. In der wird die aus Kärnten gebbürtige Salzburger Rupertinum-Chefin Agnes Husslein-Arco als „interimistische Direktorin“ angeführt. Die hatte wohl noch den Skandal um die von ihr ausgerichtete Geburtstagsparty für den Wiener FPÖler Thomas Prinzhorn vor gut zwei Jahren in den Knochen. Die hatte ihr nämlich letztlich ihren Job als Österreichchefin von Sotheby’s gekostet. Wohl erst angesichts der Absagewelle wies Husslein dann auch brav den Direktorinnen-Titel weit von sich. Ihr sei es nur oblegen, beschwichtigt die Kunstlady, Starthilfe in Klagenfurt zu leisten. Außerdem werde sie im Sommer 2004 mit Mathias Böckl, der wie sie Enkel des berühmten Malers Herbert Böckl ist, die große Ausstellung „Eremiten – Kosmopoliten“ zu moderner Kärntner Malerei (Schwerpunkt 1900 bis 1938) bestreiten.

Bei der Eröffnungsrede insistierte sie hingegen darauf, bald personelle und budgetäre Entscheidungen für das Museum Moderner Kunst Kärnten zu treffen. Deren Leitung ist derweil noch nicht einmal ausgeschrieben. Dass es nicht leicht sein wird, einen Direktor zu finden, der Haider Paroli bieten kann, zeigt schon dessen Umgang mit dem ehemaligen Galeriechef Arnulf Rohsmann. Der fiel beim Landeshauptmann tief in Ungnaden. Er muss sich nun, zur Schweigepflicht verdonnert, mit der Leitung der Artothek, so eine Art „Galerie der Bürger“ (Haider), die Bilder verleiht, zufrieden geben.

Die Patronanz des neuen Museums, dessen Umbau 3,2 Millionen Euro gekostet haben soll, wird übrigens die Millionärin und Wörthersee-Urlauberin Heidi Horten übernehmen. Ein Förderverein ist geplant.



erschienen im Informationsdienst Nr.280/Jul.03
Museum Moderner Kunst, Wien -