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Kommentar von Antje Mayer

Eröffnung Sammlung Leopold

Seelendramaturgie

„A schene Leich“, wie man zu sagen pflegt in Österreich. Erst wurde die schwarze „Kunstgruft“ der Architektenbrüder Laurids und Manfred Ortner, die das Museum Moderner Kunst beherbergt, auf dem Areal des neuen Wiener Museumsquartiers eröffnet. Unmittelbar darauf folgte die feierliche „Ex-huminierung“ des weißen Ortner-Kunstsakrophargs gegen-über: das Museum Leopold. Die Wiener Presse vermisste, anläßlich der Eröffnung gar ein Kondolenzbuch, angesichts solch morbid geratener Repräsentationsräume. Indes: ein gesunder Hang zum Jenseitigen gehört bei den Wienern bekanntlich zum guten Ton. So ist den Österreichern denn auch, mit ihren zwei neuen Museumsbauten, ein perfektes Phsychogramm der eigenen Seele gelungen.

In dem weißen Kubus hat die fulminante „Wiener Moderne“- Sammlung Rudolf Leopolds, Augenarzt und Museumdirektor „auf Lebenszeit“, nun endlich ein repräsentatives Zuhause gefunden. Ein etwas zu repräsentatives mag da einer denken, aber der Hang zum schönen Schein und barockem Überschwang ist den Alpenländlern von jeher nun mal eigen: Wer ehrfürchtig die etwas zu hoch (und heilig) geratenen weißen Hallen im Erdgeschoß betritt, wird nicht etwa mit den Meisterstücken der Sammlung, die Schieles und Klimts, belohnt -wenn heute noch hoch und heilig, dann für die göttlichen Meisterwerke denkt man-: Aber nein, man trifft auf einen Haufen Gerstlbilder und einem dazu reichlich unmotiviert angeordneten Allerlei aus den Wiener Werk-stätten. Darunter Möbel-Prototypen von Otto Wagner und Josef Hoffman, die sich in dem großräumigen Ambiente wie unbedeu-tender Krimskrams ausnehmen.

Die Meisterstücke hingegen, die heißt es sich zu erarbeiten. Um einen Blick auf die wunderbaren Klimtzeichnungen zu werfen, muß man nach ganz unten in die Dunkelkammer absteigen. Für die Starschieles gilt es, das letzte Obergeschoße über die monumentalen Stufen zu erklimmen.



erschienen in Kunstzeitung Nr.63/Nov.01,S.17
Leopoldmuseum -