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Kommentar von Antje Mayer

Budapest: Galerie Knoll

Im Osten viel Neues? Mitnichten. Zehn Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, ist die Galerie Knoll in Budapest (Liszt Ferenc tér 10), die der Wiener Hans Knoll 1989 damals mit einer Ausstellung des amerikanischen Künstlers Joseph Kosuth (Jahrgang 1945) in der ungarischen Hauptstadt eröffnete, die einzige westliche Privatgalerie im ehemaligen Ostblock geblieben. "An ein solches Projekt wagt sich eben bisher niemand heran", erklärt der rührige Kunstexperte, der zudem in Wien eine Dépendence unterhält. "Man braucht einen langen Atem, um alle Hürden für so ein Unternehmen zu über-winden: Das fängt bei den Sprachproblemen an und hört bei den rigiden Zollbestimmungen auf. Ein Idealist muß man in jedem Fall sein."

Das ist Hans Knoll fürwahr. Der hat sich freilich nicht nur auf die Fahnen geschrieben, das, nach Ostexoten hungrige Kunstpublikum zu versorgen, sondern auch Entwicklungshilfe in Sachen Kunst im Osten zu betreiben: "Wir haben in Buda-pest auch immer westliche Stars, wie Tony Cragg gezeigt. Zu unseren ersten Kunden in Budapest gehörten Künstler. Ich verstehe meine Arbeit als eine Vermittlung zwischen Ost und West, manchmal sogar zwischen Ost und Ost."

Leicht wird ihm bis heute diese Aufgabe nicht gemacht. Besonders der Osthype der ersten Jahre nach 1989, hat dem Image der Kunst aus Osteuropa mehr geschadet als genützt: "Es ist hart, das sagen zu müssen, aber am Anfang gab es keinen einzigen Künstler, dessen Ergebnisse nicht enttäuschend waren." Gekommen sind sie damals trotzdem alle, die Kuratoren, Museumsdirektoren und Sammler aus dem Westen, mit riesigen Erwartungshaltungen. Obwohl sie größtenteils nur zweit- und drittklassige Werke vorfanden, wurde damals alles, was unter das Prädikat "Ost" fiel, als Kunst legiti-miert. "Ich finde nach wie vor, das Künstler wie der Russe Kabakov, die damals überall herumgereicht wurden, völlig überschätzt wurden. Der Arme mit seinen Folklore-Schilfhütten, war sich doch selbst ein Exote."

Hans Knoll hatte einen längeren Atem, hat die begabten Künstler gefördert und unterstützt und kann sich derweil auf ein paar Zugpferde in seiner Galerie freuen. Besonders stolz ist Knoll über den erfolgreichen ungarischen Künstler Ákos Birkás (eine Ausstellung ist in Budapest bis 2.6. zu sehen), den Knoll exklusiv vertritt und aufgebaut hat.



erschienen in Kunstzeitung Nr.57/Mai 01,S.22