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Kommentar von Manuela Hötzl

Ein schwarzer Tag für Österreichs Architektur

Eine seltsame Zufriedenheit war unter den Architekten im Publikum zu spüren, als das „Event“ für Baukultur am 18.November im Semperdepot mit Dr. Eva Glawischnig (Stellvertretende Parteiobfrau der Grünen), DI. Dr. Herlinde Rothauer (nicht amtierende Stadträtin in Wien /ÖVP) und Dr. Josef Cap, (Geschäftsführender Vorsitzender der Sozialdemokratischen Parlamentsfraktion, SPÖ) über die Bühne ging; eine gedrückte Überraschung wurde breit, als am 24. November die Österreichische Volkspartei mit dem vorläufigen Endergebnis von 42,3 Prozent und unglaublichen 79 Mandaten eine nie da gewesene Führungsposition einnahm. Vielleicht sollte man die Gefühlszustände vertauschen.

Wir wissen aus der Erfahrung der letzten Jahre, dass wir bekommen, was wir schon haben. (nochmals nachzulesen im BauNews 20/02, siehe ÖVP). Christian Kühn fragte die Spitzenpolitiker im Semperdepot nach „Forderungen, die sie an die Architektur hätten.“ Davon ist wenig zu spüren, die eigenen dafür umso klarer. Fragen sollten endlich mit Antworten und Forderungen mit Lösungen belohnt werden. Doch: was und wer sind Ansprechpartner wofür und wie kann man Angebote an wen darlegen. Was fehlt im Umgang mit Architekturpolitik zur Zeit, außer dem Verständnis, was die Veranstaltung im Semperdepot wieder beweisen hat? Architekten fehlen jedenfalls nicht, Instrumentarien (wie die Kammer oder das Architekturzentrum) sind mit einem gar nicht so geringen Budget vorhanden, von Architekten unentdeckte Arbeitsfelder existieren (wie die gern verschmähte Denkmalpflege) und verlangen nach guten Konzepten. Die Aufgaben sind längst verteilt, wer was dabei zu erfüllen hat, muss strategisch verlangt werden. Statt Wunschzettel in Klagemauern zu stecken, muss man sich auf die Zehenspitzen stellen und mit dem Lichteinfall die Schatten, die über allem, verändern. Einfach wird es nicht werden, und Architekturpolitik darf dabei keinesfalls mit Architektenförderung verwechselt werden. Denn: auch wenn beides nötig ist, liegen die Agitationsfelder weit auseinander, am Ende wäre ein eigenes Ministerium. Doch dieser Traum bleibt für einige Zeit in der Opposition.



erschienen in Architektur&Bauforum/Nov.02,Newsletter