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Kommentar von Antje Mayer

Ein Leben nach Helmut Lang

Wien: neue Modeplattform Unit F

Der angesagteste Modedesigner in diesem Jahr soll ja, glaubt man den Trendscouts internationaler Modepostillen, Helmut Lang sein. Der kommt, wer’s noch nicht weiß, nicht etwa aus seiner Wahlstadt New York, wo die gelben Cabs mit seinem Logo derzeit in Massen rumkurven, sondern aus einer klitzekleinen Nation, dem das Ausland angesichts seiner Dirndl- und Lederhosenseligkeit modemäßig so einen reduzierten Fashionhero gar nicht zugetraut hätte: Österreich.

Manche im Alpenländle knappern seit dem Weggang ihres großen Sohnes daran, daß kein Nachwuchs wachsen will. Und die würden wahrscheinlich noch in alle Ewigkeit knappern, wenn sich nicht die Modekuratorin Ulrike Tschabitzer und der Modetheoretiker Andreas Bergbaur der an der Wiener Universität für angewandte Kunst Mode lehrt, ein Herz gefaßt und Anfang dieses Jahres die Plattform „Unit F büro für mode“ in Wien gestartet hätten.

Das Ziel der Unternehmung ist, will man es in einem Satz zusammenfassen, eben dieses zu kommunizieren: „Es gibt ein modisches Leben in Österreich nach Helmut Lang.“ Und zwar derzeit ein ziemlich lebendiges. Damit das nicht wie bisher totgeschwiegen wird und angesichts des alltäglichen Überlebenskampfes nicht gleich wieder erschöpft danieder sinkt, versucht „Unit F büro für mode“ sozusagen die modische Mund-zu-Mund-Beatmung in vier Schritten.

Es greift österreichischen Modedesignern finanziell bei Auslandsaufenthalten und Präsentationen unter die Arme. Damit die Aufgepäppelten sich dann auf Dauer selbst am Leben halten können, vermittelt Unit zwischen jenen und der heimischen Wirtschaft. Auf daß alle dabei nicht nur in eigenem modischen Saft brüten, wird es in der, vom jungen österreichischen Architektenteam Rataplan gerade schick designten Wiener Filiale, vierteljährlich eine Ausstellung rund um das Thema Mode und „seine Beziehung zu anderen Bereichen“ (Programm), wie Architektur, Grafik- und Webdesign oder elektronische Musik geben. Und zu guter Letzt kann man sich mit Hilfe eines gerade im Aufbau befindlichen Internetarchivs, in dem vorerst erst einmal 20 bis 30 nationale und internationale Designer vorgestellt werden, einen Überblick verschaffen.

Kaum ist das Wiederbelebungsprogramm für die heimische Modeszene angelaufen, schon werden kritische Stimmen laut: Manche junge österreichische Modemacher fühlen sich übergangen, weil "Unit F" nur eine Auswahl nicht mehr ganz unbeleckter Designern an den Tropf läßt. Das "büro für mode" will aber "lieber wenigere Projekte gut unterstützen, als viele schlecht."

Auch die derzeitige Kunstausstellung „Badkultur und Mode“ (bis zum 7. April), mit vier international gefeierten Designern, Jeremy Scott (USA), Veronique Branquinho (Belgien) , Raf Simons (Belgien) und Bernhard Willhelm (Deutschland), hat bei der heimischen Presse angesichts der etwas blutlosen Arbeiten nicht gerade Begeisterungsströme ausgelöst.

Sei’s drum. Das ist als gutes Zeichen zu werten. In Österreich ist man in Sachen junger Kunst und Mode eben doch verwöhnter als man dachte. Und Unit F wird garantiert dafür sorgen, daß das noch schlimmer wird.

www.unit-f.a



erschienen in Kunstzeitung Nr.58/Jun.01,S.36
Helmut Lang -