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Kommentar von Antje Mayer

HA-HA-HA!

Kunstclown Cattelan

Das Gute an Maurizio Cattelans Kunst ist, dass sie der letzte Kunstbanause irgendwie noch versteht. Sogar meine Nachbarin findet ihn gut und deren Kunstverständnis orientiert sich an einem gold gerahmten Poster „Pierrot im Mohnfeld“, das über ihrem Ikeasofa hängt. Fans des Subtilen und Subversiven kommen beim Kunstharlekin Cattelan mit Garantie nicht auf ihre Rechnung: Betender Hitler, von Meteoriten erschlagener Papst? Cattelans Aufreger sind so was von vorprogrammiert. Das ist Kunst für Fastfood-Denker.
Dagegen ist grundsätzlich nichts zu sagen, denn populär ist ja nicht gleich populistisch. Die zigmal um die Ecke gedachte, sich bis zum Abwinken selbst referenzierende Kunst ermüdet ohnehin längstens. Und wer immer das elitäre Getue der bierernsten „alles schon gehört, alles schon gesehen“- Kunstschickeria durch den Kakao zieht, gehört meine Sympathie.
Aber nur weil sich Kunstclown Cattelan als einer der wenigen wagt, im Kunstbusiness Humor an den Tag zu legen, muss man ja nicht gleich allen Geschmack fahren lassen. Als letztens in der Fußgängerzone ein ganz lustiger Clown auf meine Tochter zustürmte, um ihr einen Luftballon zu schenken, fing diese panisch zum Weinen an. Mir ergeht es mit Clowns aller Art seit jeher ähnlich. Cattelan ist kein raffinierter Spieler doppelbödiger Ironie und Parodie, eher der Typ Tortenwerfer. HA-HA-HA!



Erschienen in der Kunstzeitung 2/2008
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