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Kommentar von Antje Mayer

Kunsthalle Krems: Service Design!

Welche Innovation hat unser Leben im 20. Jahrhundert am meisten verändert? Der Computer? Das Internet? Kaum zu glauben: In einer Umfrage unter Franzosen entschied sich die Mehrheit für die Waschmaschine. Dann erst folgte der Computer und gleich darauf immerhin das Internet.

Für jüngere Semester schwer vorstellbar: 1963 besaßen nur neun Prozent der Haushalte in der BRD eine Waschmaschine, 26 Prozent immerhin einen Waschautomaten. bei dem die Trommeln für Schleudern und Waschen noch getrennt waren (in der ehe-maligen DDR hielten sie sich im übrigen bis in die Neun-ziger). Die primitiveren Vorgängerinnen wurden in den Zwanz-igern noch „elektrische Waschfrauen“ genannt. Das körperlich anstrengende und zeitaufwendige Waschen im Seifenlaugen-Trog mit Waschbrett, hatte bisher im Großteil der bürgerlichen Haushalte bekanntlich das weibliche Dienstpersonal erledigt.

Von der Geschichte der Dienstboten, von derlei Service-Produkten wie der Waschmaschine und vom neuen Trend zur Dienstleistung, vornehmlich in privaten Haushalten, erzählt die „Drei-Stufen-Ausstellung“ „Service! Design und Dienst-leistung“ in der Kunsthalle Krems (noch bis zum 11. Feb-ruar), die knapp ein Jahr zuvor im Museum für Gestaltung in Zürich zu sehen war.

Die Kuratoren, die Schweizer Linguistin Erika Keil, der Zürcher Soziologe Andreas Volk und der österreichische Industriedesigner Uli Marchsteiner, trugen für die kleine Schau allerlei Haushalts-Krimskram aus den letzten hundert Jahren zusammen: Waschmittelplakate, Dienstbotenklingeln, Fernbedienungen, Staubsauger, Tupperware, sogar Drehknöpfe. Absolutes Highlight: eine Küche von Elektra Bregenz aus den Siebziger Jahren, mit Schalterterminal á la Raumschiff Enter-prise, die ausschließlich im Sitzen bedienbar ist.

Ein charmantes Zuckerl: Bei Führungen stellen Schüler mit kleinen Inszenierungen die Produkte vor. Amüsant ist außer-dem eine kleine, aber feine Zusammenstellung von Artikeln, die mit der Erotik des Dienens spielen: von der Fetisch-zeitung „Nurse“, bis zu Kinoplakaten, etwa zu „Die Stewar-dessen zwischen Jet und Bett“, oder „Komm nach Wien, ich zeig dir was. Die Mizzi im Lustwandel der Zeit“ (mit Dietmar Schönherr). Im Katalog ist eine Filmszene aus Alan Ruskin’s Film „The man from Onan“ mit einer Hausfrau in einer Küche abgebildet. Bildunterschrift: „Sexuelle Stimulation durch den Entsafter“ (dito!).

Etwas saftlos endet aber gerade die Ausstellung im dritten Abschnitt „Dienstleistung". Da fehlen Projekte wie Bill Gates computergesteuertes Medienhaus oder Neuerungen, wie etwa das Projekt „Futurelife“ (www.futurelife.ch), ein "Internethaus" im schweizerischen Zug. Der vorgestellte Waschsalon mit Kino, oder der Wäscheabholservice, ist wahrlich nichts umwerfend Visonäres.


Lieber Jörg! Unmittelbar im Anschluss wird die hervorragende Schau „Stipendien für bildende Kunst - die neue Künstler-generation“ in Österreich (bis zum 11. Februar) gezeigt. Ein absoluter Geheimtipp! Kannst Du die im Ausstellungskalender erwähnen????



erschienen in Kunstzeitung Nr.55/März 01,S.10
Kunsthalle Krems -