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Kommentar von Manuela Hötzl

Perfecte Location: Zur Gestaltung medial generierter Architektur

Der coole Blick erzwingt eine andere Architektur

Am 3. und 4. November wurde der Vortagsmarathon im Haus der Architektur unter dem Thema „Perfecte Locations“ weitergeführt. Zwölf Referenten trugen im 15 Minutentakt ihre Positionen zu „New Urbanism“, „Virtual Paradises“ oder „New Surfaces“ vor. Die Soziologin Martina Löw brachte am Sonntag in einer internen Diskussionsrunde die Fragestellung auf den Punkt, indem sie zwei mögliche Herangehensweisen an die Thematik ansprach. Was macht „Perfecte Locations“ für Architekten interessant? Man kann sie als stereotype Schreckenvision betrachten, die man vermeiden möchte oder als anstrebenswerte Idealkonstellation anstreben wollen. Doch zweiters impliziert die Suche nach Perfektheit, die immer nur für eine bestimmte Gruppe an definierten Orten und zeitlich begrenzt stattfinden kann. Was sind also perfecte Locations? Oliver Holle präsentierte eines der erfolgreichsten Internetspiele von “sysis”, mit der Anmerkung, dass gerade im Hyperspace Orte, die über eine bestimmte Zeit fesselnd sein müssen, nach einer Zeit sehr langweilig werden.Und das je perfekter sie gestaltet und je besser sie eine bestimmte Zielgruppe ansprechen. Besser funktioniert dieses Modell, wenn es das Thema Wohnen betrifft. Der Stadtplaner Rob Krier stellte auf seine ihm eigene enthusiastische Art und Weise sein holländisches Stadtmodell vor, das sich auf historische Merkmale „Stadt“ beruft und damit altbekannte Idyllen adaptiert. Die Bewohner seiner Stadt setzen im Kleinen diese Kreationen fort. Der Theoretiker Peter Mörtenböck analysierte dagegen die Veränderung des Verständnisses von Privatheit, das sich unter dem Einfluss digitaler Technologien immer mehr öffentlich konstituiert. Als Beispiel nannte Mörtenböck, die von Terence Riley kuratierte Ausstellung „The Unprivate House“ im Museum of Modern Art 1999. „Perfecte Locaton“ zeigt in vielen Beispielen den Individaliesierungsprozess im Zuge der Globalisierung. Lifestyle, Image oder Fake? Diese Kriterien wurden zur Diskussion gestellt und in vielen Bereichen entdeckt. Der Architekt als Creator wird dabei wenig sichtbar, ausser in temporären Ausstellungskonzepten oder in Monumenten der Moderne. Damit ist auch die Verbindung zum Thema „Zeit“ gefunden: die Wertfindung von zeitlich begrenzten oder auf Zielgruppen definierte Oberflächen und die Rolle des Architekten dabei. Cool zu sein ist subjektiv und ebenso schwer zu definieren, wie perfekt. Aber ist es das, was Architektur will?



erschienen in Architektur Aktuell 12/01,S.4
Haus der Architektur Graz -