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Kommentar von Antje Mayer

„Idealer Ort“

Peter Bogner: Neuer Leiter des Künstlerhaus in Wien

„Der heißeste Ort am Karlsplatz“ sei das Künstlerhaus in den vergangenen Jahren geworden, so ließ vor einiger Zeit der einstige Muqua-Macher (und später -Kritiker) Dieter Bogner verlauten und inzwischen mit ihm eine immer größer werdenden Fangemeinde des Hauses. Mit Ausstellungen, wie der international rezipierten Modeausstellung „Fast Forward“, der Musikshow „Sound & Files“ oder der Grafikdesign-Schau „Stealing Eyeballs“, hatte die Leiterin Doris Rothauer während ihrer fünf Jahre Dienstzeit, ein radikales branchenübergreifendes, wenn auch zuweilen etwas sperriges, Programm durchgezogen. Dem verstaubten Image der Institution, ein privater Kunstverein mit knapp 500 Mitgliedern, tat es gut, der war frisch aufpoliert.

Im Oktober nun hat Doris Rothauer, nachdem sie aus ihrer Babypause zurückgekehrt war, den Hut genommen, „freiwillig“, erläutert sie, „denn ich fand das Haus nicht mehr in dem Zustand vor, in dem ich es verließ.“ Sie arbeitet derweil privat an einem Buchprojekt und als Konsulentin für die „Design Zone“ der Raiffeisenbank.
Denn personell und programmatisch manches umgestaltet hatte, „längst nötig“ wie die einen sagen, „unmotiviert“ wie die Kritiker kolportieren, ihre Karenzvertretung, nämlich Peter Bogner (Jahrgang 1963). Der war früher Generalsekretär des Verbandes österreichischer Galerien moderner Kunst und ist nun im Oktober, nahtlos, ohne offizielle Ausschreibung, künstlerischer Leiter und Geschäftsführer des Wiener Künstlerhauses geworden.

Ein Debüt für den Kunsthistoriker und einstigen Architekturstudenten von Hans Hollein, der das erste Mal einem Ausstellungshaus vorsteht und ein Heimspiel, denn Bogner hatte im Künstlerhaus schon Ausstellungen kuratiert, wie etwa „ kunst verbaut“ oder „fuß in der tür- manifeste des wohnens“. Derzeit wird die erste Schau unter seiner Leitung, mit den Kuratorinnen Henny Liebhart-Ulm und Anna Soucek, vorbereitet: „Stadt in Sicht. Neue Szene Bratislava“ (11. April bis 15. Juni 2003).

„Ich möchte auf das hervorragende experimentelle Programm von Rothauer aufbauen, es aber ein wenig griffiger für ein breiteres Publikum aufbereiten“, erklärt Bogner sein Programm. Momentan hofft der neue Leiter auf die Zusage von politischer Seite. Die unterirdische Erweiterung und Renovierung des Künstlerhauses, durch die Architekten Christian Jabornegg und András Pálffy (Architekten der Generali Foundation), soll nun endlich realisiert werden. Der Rohbau steht seit zwei Jahren. „Man hat mir eine definitive Zusage für April zugesagt“, so Bogner. „Wenn der Startschuss bald erfolgt“, so András Pálffy, „könnten wir 2005 fertig sein.“ Die dringend nötige Neugestaltung des verkehrsüberlasteten Karlsplatzes freilich, soll dabei möglichst, geht es nach Jabornegg und Pállfy, in einem Aufwasch erfolgen.

Nach dem Museumsquartier und der Neueröffnung der Albertina würde damit Wiens Innenstadt abermals über 2.000 Quadratmeter mehr Ausstellungsfläche erhalten, „die sich das Künstlerhaus“, so Bogner, „zur Hälfte mit dem gegenüberliegenden Historischen Museum unter Wolfgang Kos teilen will.“ Die Gefahr von musealem Überangebot sehen Bogner und die Architekten Pálffy und Jarbornegg hingegen nicht: „Ein Haus in dieser zentralen, urban belebten Lage, ist im Gegensatz zum Museumsquartier, ein idealer Ort für die Entwicklung einer freien, alternativen Kunstszene. Konkurrenz belebt das Geschäft.“

Nun muss nur noch, wie bisher auch unter Rothauer, der Hausbesitzer, sprich der Künstlerverein, mitspielen. Dem gehört nämlich, im Vergleich zur Sezession, eher die ältere Künstlergeneration an und die hat bekanntlich zuweilen eine andere Vorstellung von „frei“ und „alternativ“.



erschienen in Kunstzeitung Nr.79/März 03,S.5