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Kommentar von Antje Mayer

Gerüchteküche um die Leopolds

Muß das Museum Leopold die Eröffnung verschieben?

Es ist wie in einem schlechten Film. Die Gerüchteküche um die Sammlung Leopold brodelt ohne Unterlaß. Letzte Verlautbarung des schwerreichen Arztes und Kunstmäzens Rudolf Leopold (1925) und seiner Frau Elisabeth: Man wolle die Eröffnung des Leopold-Museums im Wiener Museumsquartier, im Juli 2001 geplant, um sechs Monate verschieben. Sieben Hauptwerke Schieles, die sich in ihrer Villa befänden, eigentlich im Besitz der staatlichen Stiftung, seien, so Leopold, transportunfähig und könnten frühestens im Oktober 2001, in einer eigens dafür eingerichteten Werkstätte, vor Ort restauriert werden. Das Ministerium ist jetzt eingeschritten: im September 2001 startet die Kunstsaison für das Museum Leopold, unverrückbar, ohne Wenn und Aber. Eine Verlegung der Eröffnung hätte dem Staat derweil Millionen Steuergelder kosten können, zumal die Werbekampagne für das europaweit größte Kunstareal bereits auf Hochtouren läuft. Der Wiener Tourismusverband hat 2001 überdies zum Kunstjahr ernannt. 300 000 Gäste jährlich erwarte man, laut "Muqua", allein für die insgesamt 5270 Arbeiten umfassende Sammlung österreichischer Malerei der Leopolds. Laut des Wochenmagazins Format, soll der Kunstmäzen jedoch inzwischen um den "Schutz der Sammlung“ fürchten und die Besucherzahl beschränken wollen. Im Museumsquartier weiß man davon nichts.

Auch bei der Herkunftsklärung der sieben Schielebilder in der Grinzinger Villa gab sich das Sammlerehepaar alles andere, als entgegenkommend, was dem Renommee des Hauses nicht unbedingt gut bekam. Am Anfang wollten die Zwei keines der Bilder prüfen lassen, man kenne ja die Provenienz, so Frau Leopold. Als sich nun die Erbin des Schiele Gemäldes „Häuser am Meer“, das von Experten auf über 25 Millionen Mark geschätzt wurde, über die israelitische Kultusgemeinde bei dem Ehepaar meldete, war das Erstaunen und Bedauern angeblich groß. Jetzt will man sich vergleichen. Das Bild solle doch, so Elisabeth Leopold, in Österreich bleiben.

Rudolf Leopold hat 1994 seine Schieles, Klimts, Kokoschkas in eine staatliche Stiftung eingebracht. Der Herr des Hauses bleibt er weiter. Der Deal, der ihm das Sagen läßt: in jährlichen Raten stottert der Staat den Gesamtankaufpreis von rund 365 Millionen Mark ab, über das Dreifache ist alles wert. Rudolf Leopold bekommt knapp über 10 000 Mark monatlich als „künstlerischer Leiter“ auf Lebenszeit. Als der zieht er kräftig an den Fäden. „Republik in Geiselhaft der Leopolds“ soll ein Kunst- und Museumsexperte einmal zu einem Format-Journalisten gesagt haben.

Ein anderes Gerücht, das sich hartnäckig hält: nicht nur zu Lebzeiten wollten die Leopolds als Kunstmäzene gefeiert und gehört werden, nein, auch nach dem Tod solle ihnen auf immer Ruhm gewiß sein. Eine Gruft möchte der Professor für sich und seine Frau, wie behauptet wird, im Museum Leopold bauen lassen. Dementiert wurde das indes von keiner zuständigen Stelle. Erkundigt, wo denn Platz sei, hätte Der Sammler sich angeblich schon: neben dem Heizungskeller wär’s wohl zu despektierlich, vor dem Foyer links und rechts sei indes für zwei Grabplatten noch Platz. Sagenumwoben ist der Kunsttempel ohne Frage bereits schon vor seiner Eröffnung. Allerdings: Elisabeth und Rudolf Leopold, als den Eingang flankierende Kunstsphinxe, gäbe noch die nötige Prise Las Vegas zu einem wirklich schlechten Film.



erschienen in Kunstzeitung Nr.46/Jun.00,S.7
Leopoldmuseum - Museumsquartier Wien -