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Kommentar von Antje Mayer

Stadt Wien: Kein Herz für Kunst im öffentlichen Raum

Der Wiener Galerist Hubert Winter ist sauer: Eine „Blamage ersten Ranges“ sei es, dass die Stadt Wien eines der wichtigsten Kunstwerke im öffentlichen Raum des berühmten amerikanischen Konzeptpioniers Lawrence Weiner (Jahrgang 1942) dem Verfall anheim fallen lassen wolle.

Gemeint ist dessen Satz, nämlich „Smashed to pieces (in the still of the night) (Zertrümmert in Stücke. In der Stille der Nacht) am oberen Teil des gigantischen Flakturms mitten im Wiener 6. Bezirk, der dort 1991 im Rahmen der Wiener Festwochen als Leihgabe hingepinselt wurde und gegenwärtig immer mehr verblasst.

Trotz mehrmaliger Anfragen seitens des Galeristen, ob man die 22.000 Euro für die dringende Renovierung übernehmen wolle, hätte die Stadt nicht ein einziges Mal reagiert, so der Galerist. Erst als Ende des vergangenen Jahres ein entsprechender Artikel in Tageszeitung „Der Standard“ erschienen war, wurden die Beamten tätig.

Zu spät, wie es scheint. Der selbsternannten „Kulturstadt“ scheint damit ein wertvolles Kunstwerk durch die Lappen gegangen zu sein. Denn angesichts der Ignoranz der Stadtväter hat Winter das Werk indessen für 150.000 Dollar an einen schwedischen Privatsammler „so gut wie“ (Winter) verkauft. Der Käufer wird ein Zertifikat bekommen, so der Plan, und es dann als Leihgabe an das Moderna Museet in Stockholm übergeben.

„Die entgültige Entscheidung fällt Ende Jänner“, so der Galerist, dem, neben Weiner, ein Teil des Kunstwerks gehört und natürlich inzwischen auf seine Galerieprozente spitzt. Wie sich inzwischen zudem herausgestellt hat, würde sich die Entscheidungsfindung bezüglich einer Restaurierung äußerst schwierig gestalten, allein schon deswegen, weil der obere Teil des Bunkers von einem Hotelbesitzer angemietet ist, der dort ein Restaurant plant.

Der Künstler Weiner könnte bei einem Verkauf die Übermalung und die Entfernung verlangen, „was der aber wohl nicht tun wird“, vermutet Winter. „Man habe sich“, so Winter gegenüber dem Informationsdienst Kunst, „nun auf eine Formel mit Lawrence Weiner geeinigt: As long as it last“, was soviel heißt wie „solange es hält, hält es.“

Die Stadt Wien dürfte damit demnächst um ein bedeutendes (und für sie günstiges) Kunstwerk im öffentlich Raum ärmer werden. Je nach Wetterlage.



erschienen im Informationsdienst 03