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Kommentar von Antje Mayer

Matt und Waldner im Dauerclinch

Undurchsichtiges Finanzgebaren im MuseumsQuartier

Eigentlich hätten die zwei Herren Direktoren Grund zur Freude: Sowohl der Vertrag vom Wiener Kunsthallenchef Gerald Matt wurde erst kürzlich um sieben Jahre verlängert, der von Wolfgang Waldner, Leiter der Museumquartier-Betriebsgesellschaft, um fünf Jahre. Doch die zwei Streitbaren verschonen die Öffentlichkeit nicht mit ihren Grabenkämpfen. Und wie es sich darbietet, steigt das Niveau der Auseinandersetzung nicht mit der Länge der Verträge.

Vor Weihnachten dürfte Matt versucht haben, so verlautet aus dem Kreis um Wolfgang Waldner, eine Licht- und Klangperformance von Robert Spour (Laserturm-Künstler), im MQ-Hof mit grellen Scheinwerfern -auf das Kunsthallen-Schild- zu stören. Matt hätte für die Lampen extra zwei Bodyguards abgestellt. Als Spour diese gebeten haben soll, die Beleuchtung doch zumindest während seiner Performance abzuschalten, soll der Künstler von der Matt-Mannschaft „handgreiflich die Treppen runtergeschubst worden sein“. Die Lampen blieben an, die Performance fiel mehr oder weniger ins Wasser.

Rache ist süß. Im Dezember warf die rechte Volkspartei, der Wolfgang Waldner bekanntlich nahe steht, Kunsthallenchef Matt vor, der, welch’ Zufall, der linken Sozialpartei verbunden ist, vor „durch die Hintertür zusätzlich Geld“, so VP-Sprecher Andreas Salcher, akquiriert haben zu wollen. Der Vorwurf: Die Kunstinstitution, die ohnehin über ein Jahresbudget von vier Millionen Euro verfüge, hätte angeblich versucht, zusätzliche 185.000 Euro Subvention für die gestiegenen Betriebskosten im MQ zu ergattern. Die seien aber bei Vertragsabschluss längst absehbar gewesen. Eine Prüfung wurde von den Rechten beim Kontrollamt der Stadt Wien beantragt.

Die SP ließ mit einem Gegenschlag nicht lange auf sich warten. Sie forderte ihrerseits eine Prüfung der MQ-Betriebsgesellschaft, weil „gerade in den letzten Monaten Fragen aufgetreten seien, hinsichtlich der Transparenz und der Nachvollziehbarkeit der Finanzgebarung“, besonders auch hinsichtlich „der Doppelrolle der MQ-Gesellschaft als Facility-Manager und Kulturveranstalter“, so die Sozialpartei.

Die MQ-Gesellschaft streitet das ab und lehnt dazu jedwede offizielle Stellungsnahme ab. „Eine völlig aufgebauschte Gschicht’“, verlautet aus dem Waldner-Büro. Man prüfe zur Zeit, ob das Kontrollamt überhaupt für die MQ-Betriebsgesellschaft zuständig sei. Einer Prüfung sehe man im übrigen gelassen entgegen und im heurigen Jahr erwarte man sie ohnehin nicht mehr.

Ganz so einfach wird das MQ allerdings nicht davonkommen. Der Gemeinde Wien zugeteilte Bereich, wird durchaus Gegenstand der Finanzrecherchen sein, wie aus dem Rathaus verlautet, und auch sonst wird die MQ-Gesellschaft wohl auf kurz oder lang ihre Buchhaltung offen legen müssen. Das sei nur eine Frage der Zeit und Zuständigkeit, die die SP klären wird.

Kurzfristig sieht es jedenfalls für Matt schlechter aus. Das Kontrollamt wird die Kunsthalle definitiv in der kommenden Jahreshälfte prüfen, da sich die „Finanzlage der Kunsthalle wieder einmal undurchsichtig darbiete“ (so der VPler Salcher). Matt’s Finanzgebaren interessierten das Kontrollamt in den vergangenen Jahren schon wiederholt.

Der aktuelle Prüfungsantrag, so verlautet aus informierten Kreisen, ist erstaunlich umfangreich, besonders auf die Geschäftführung, sprich Gerald Matt, scheint man es diesmal abgesehen zu haben, unter anderem auch auf dessen Vertragsverlängerung. Viel dürfte ihm allerdings nicht passieren. Allein Dinge, wie der Lohnzettel für zwei Bodyguards für zwei Scheinwerfer, dürften vielleicht Erklärungsbedarf nachsichziehen. Stratege Matt mit guten Beziehungen, wird um eine Begründung mit Sicherheit nicht verlegen sein.



erschienen im Informationsdienst Nr.269/23.Jan.03,S.14
Museumsquartier Wien -