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Kommentar von Antje Mayer

Tal R in der Bawag Foundation

Um nicht lange um den heißen Brei zu schreiben. Die Ausstellung „TAL R. Arcade“ (bis 28. Februar) ist mit das Schlechteste, was die Bawag Foundation in Wien in letzter Zeit gezeigt hat.
Man mag es drehen und wenden wie man will. Die Metaphorik bemühen, die Ironie oder die liebe gute Metaebene, die Ausstellung funktioniert nicht.
Der jüdische Künstler TAL R, der 1967 in Tel Aviv in Israel geboren wurde und in Kopenhagen lebt, gilt als ein „Shootingstar“ (Bawag) der Kunstszene, als einer, der die ewig totgesagte Malerei wieder neu interpretiert. TAL R: „Bilder zu malen ist eine absolut sinnlose Tätigkeit und ist etwa so nützlich wie eine Serviette beim Fechten“. Große, sehr bunte Stoff- und Papiercollagen-Leinwände sind sein Markenzeichen, genauso wie ein unbekümmertes Wechseln zwischen verschiedenen Medien. Aus ihnen entnimmt TAL R freie Elemente und kombiniert sie dann neu. Das ist nun nichts Außergewöhnliches derzeit. So dürfte letztendlich Tal R’s (Markt-) Wert ausmachen, dass er dabei relativ konservativ vorgeht, also auf klassische Ausstellungs- und Leinwandformate abgestimmt. Wer allerdings nur seine Solo-Schau in Wien, die erste in Österreich überhaupt, gesehen haben sollte, wird kaum verstehen, warum der Künstler angeblich so „shootet“. Da haben TAL R und das Bawag Ausstellungsteam zu schludrig gearbeitet.
Nun werden einige aufrufen: Reingefallen! Bewusste Schlampigkeit sei ja gerade ein ganz wesentlicher Bestandteil der Arbeit des dänisch-israelischen Künstlers. Ja, genau. Deswegen würde man auch anraten, sie umso präziser zu präsentieren.
Aber von vorne. Was bezweckt TAL R in der Bawag Foundation? Vergleichbar dem zentralen Schauplatz Hotel Arcade (deswegen der Titel der Ausstellung) im Jim Jarmusch-Film „Mystery Train“, möchte der Künstler ein Netzwerk sich ständig überschneidener Bildsysteme schaffen. Intuitiv, assoziativ und humorvoll. Aber statt zu vernetzen hat TAL R sich versponnen.
Der White Cube des Bawag Kunstraums ist nun einmal per se eine Bühne und Tal R damit „on stage“. In der Schauspielerei gilt bekanntlich einen Besoffenen zu spielen als einer der schwierigsten Übungen. Bitte dort entweder genau ungenau sein oder genau! Franz West macht`s vor. Locker sein und einen Lockeren spielen (das gelingt TAL R beides in Wien nicht) sind eben zwei Paar Schuhe. Da kann TAL R noch so aus dem Bauch heraus seine vierzehn Gemälde, vier Stoffskulpturen, die Holzkonstruktion „Mothership“ und eine Installation von siebzig Zeichnungen, Holz- und Linolschnitten in den Räumen scheinbar unbekümmert „vernetzen“. Die Zuschauer wollen einen Auftritt, keine Probe. Der Katalog („vom Künstler konzipiert“) bestätigt letztendlich alle Vermutungen. Er ist nicht schlecht genug. Ja, richtig gelesen. Er ist grafisch, typografisch, fotografisch und textlich unglaublich mies. Aber als „bewusst mies“ geht er leider nicht durch, wie auch die Ausstellung nicht.



erschienen in Kunstzeitung Nr.90/Febr.04,S.13