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Kommentar von Antje Mayer

Kaiserliche Hoheit und die Krampfadern

„Untragbar“ sei der Direktor des Kunsthistorischen Museum Wien, Wilfried Seipel, findet die SPÖ. Erst die Saliera sich klauen lassen, dann Museumseigentum an sich selbst verkaufen, dann sich nicht im geringsten angesichts mangelhafter Buchführung schämen und nun auch noch diese Ungeheuerlichkeit:
Seipel sprach Otto Habsburg öffentlich, nicht etwa mit Otto von Habsburg an. Adelstitel sind in Österreich untersagt, sondern noch viel schlimmer mit „kaiserliche Hohheit“. Es ist bisher nicht verbrieft, ob der Kaiser-Sohn eine Krone trug und Seipel vor ihm auf die Knie gegangen ist. Angeblich nicht. Das alles geschah kürzlich anlässlich der Präsentation der Biografie über Karl I. im Kunsthistorischen Museum.

Der Direktor des Kunsthistorischen hatte sich wohl gedacht, dass der Vater von Otto, seine „Kaiserliche Hoheit“ Karl I., immerhin vom Papst kürzlich selig gesprochen worden sei und dass wohl eine gewisse Rehabilitierung der guten alten Zeiten der Habsburger in Österreich signalisiere.

Wolfgang Zinggl, ehemals Leiter des depot und nun Kultursprecher der Grünen, versuchte den Fauxpas psychologisch zu begründen: Seipel hätte sich eben nun als Freund der Restaurierung monarchistischer Attitüden deklariert. Wahrscheinlich, so Zinggl, träume Seipel davon, ein „k.u.k. - Fürst zu sein, wie er das aus dem Märchenbuch seiner Kindheit in Erinnerung hat, mit viel Lehen und Kunstschätzen.“
Seipel verteidigte sich gegen solcherart Vorwürfe mit der ihm ureigenen Logik: Dass Kunsthistorische Museum sei schließlich das Schatzhaus der einstigen kaiserlichen Sammlung. Innerhalb derselben Mauern dürfe man dann wohl auch das Oberhaupt der Familie Habsburg mal als seine „Kaiserliche Hoheit“ begrüßen dürfen. Klar. Logisch.

So logisch wie die Seligsprechung Karls, die wegen dessen Rolle als Herrscher während des Ersten Weltkriegs umstritten ist. Ist er indirekt am Giftgasangriff in Italien bei der 12. Isonzo-Schlacht im Oktober 1917 mit Schuld oder nicht? Der Kaiser war damals nicht nur formell Oberbefehlshaber der k.u.k. - Streitkräfte, sondern auch aktiver Armeekommandant. Aktiv gefördert hätte er den Angriff jedenfall nicht, so seine Verteidiger.

Voraussetzung für die Seligsprechung sind übrigens der Märtyrertod oder ein Wunder. Da der 34-jährige Kaiser 1922 an einer Lungenentzündung im Exil auf Madeira starb, kam der Märtyrertod nicht infrage. Er verbrachte hingegen ein Wunder. Im Jahr 1960 soll er posthum eine Ordensschwester, die ihn anrief, von ihren Krampfadern befreit haben.