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Kommentar von Antje Mayer

„Wir werfen das Handtuch“

Nach der Kunsthalle Tirol steht der Kunstraum Innsbruck vor dem entgültigen Aus

„Bischt koa Tiroler, bischt ka Mensch“. Franz West ist einer. Peter Kogler auch. Lois Weinberger und Eva Schlegel sind es: Menschen und natürlich auch Künstler aus Tirol. Das österreichische Touristenland mit seinen hohen Bergen und zuweilen gar nicht so romantischen Tälern scheint der Kreativität jedenfalls sehr zuträglich sein, so vermutet zumindest die gebürtige Tirolerin und jetzt in Wien ansässige Galeristen-Grande Dame Ursula Krinzinger. Die beschwor erst kürzlich, anlässlich ihrer Vernissage „Tirol Transfer“ (bis 29. März in Krinzinger Projekte), „eine neue junge Tiroler Künstlergeneration von erstaunlicher Qualität.“

Dass an dieser neuesten Entwicklung Institutionen wie der Kunstraum Innsbruck ein Scherflein beigetragen haben, ist sich dessen Gründerin Elisabeth Thoman Oberhofer sicher. Indes der engagierte Kunstverein für aktuelle Kunst steht vor dem Aus. Die Galeristin Thoman Oberhofer hatte ihn 1996 mit ihrem Gatten Klaus Thoman, mit dem sie eine private Galerie führt, als gemeinnützigen Verein aus der Taufe gehoben.

Für die Fixkosten nebst Mitarbeiter und ein Minimalprogramm mit vier Ausstellungen pro Jahr fehlen dem Kunstraum Innsbruck 145.000 Euro vom Land von insgesamt stolzen 600.000 Euro Budgetbedarf. Die persönlich haftenden Vereinsmitglieder wollen und können nicht mehr finanziell dafür einspringen, so Thoman, die auf die vielen ehremamtlichen Stunden in den vergangenen sechs Jahren, besonders wohl auch die eigenen, verweisen will. „Steht demnächst keine Entscheidung seitens des Landes ins Haus, werfen wir das Handtuch“, so Elisabeth Thoman. „Wir können einfach nicht mehr.“

Derzeit zeigt der Kunstraum Innsbruck die Ausstellung „Schokolade, was denn sonst“ (bis 21. Juni) in Zusammenarbeit mit dem Neuen Museum in Nürnberg. Zu sehen sind Auszüge aus der deutschen Sammlung Rolf Ricke, die auf „new sculpture“ der 60er und 70er Jahre in den USA und Malerei ab den 90er Jahren spezialisiert ist.
„Sollte keine Antwort vom Land kommen, wird das die vorerst letzte Ausstellung sein“, droht Thoman.

Die Obersten in Tirol, allen voran der kunstzuständige Landeshauptmann Herwig van Staa, lassen indes- trotz Versprechungen-, auf eine Antwort warten, ob zusätzliches Geld für den Kunstraum vorhanden ist. Man prüfe derzeit die finanziellen Mittel, heißt es aus dem Amt. Auch für das schon lang geplante Haus der Kunst am Marktplatz, für das der Kunstraum Innsbruck ursprünglich „als Überbrückung“ dienen sollte, will sich Land und Stadt derweil nicht entscheiden.

„Unser Knowhow, unsere langjährige Erfahrung und unser gutes Netzwerk wäre ein idealer Boden für das Entstehen einer solchen neuen Institution, ganz unabhängig von einzelnen Personen“, denkt die Kunstraumleiterin. „Dennoch wurden Experten, wie ich weiß, dazu noch nie von den offiziellen Stellen befragt.“
Bleibt in Innsbruck nur noch die Galerie im Taxispalais (Galerie des Landes Tirol) für die zeitgenössische Kunst. Die Kunsthalle Tirol (unter der Leitung des Deutschen Hubert Salden) im circa 12 Kilometer entfernten Hall musste vergangenes Jahr wegen kulturpolitischer Querelen ja ihre Tätigkeit entgültig einstellen.
Dünne Luft demnach für die aktuelle Kunst in den Tiroler Bergen. Ursula Krinzinger zog daraus in den Achtzigern schon einmal die Konsequenz. Damals war sie zwecks freier Atmensluft mit ihrer Galerie von Innsbruck in die Großstadt Wien abgedüst. Elisabeth Thoman-Oberhofer erinnert sich gut an die Folgen: „Danach war Innsbruck in Sachen zeitgenössischer Kunst eine Wüste.“



erschienen im Informationsdienst Nr.276/Mai 03,S.19

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