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Kommentar von Antje Mayer

Aus dem Bauch

Die junge Wiener Galerie “Mezzanin“

„So wie mein Lokal ab vom Schuß liegt, also nicht in einer der klassischen Galerienmeilen in der Schleifmühlgasse im vierten oder im ersten Bezirk, so war auch mein Programm für Wiener Verhältnisse ursprünglich sehr abseitig“, erzählt die österreichische Galeristin Karin Handlbauer (Jahrgang 1971). „Als ich vor fünf Jahren als Non-Profit-Galerie anfing, mit großen Kunst- und Ausstellungs-Happenings, bei denen sich an so manchen Abenden teilweise bis zu 300 Leute in die Altbauwohnung zwängten, gab es in Wien kaum eine Galerie, die unbekannte junge Künstler zeigte. Ich war einer der Ersten.“

Umzingelt von „Fetzenbuden“, Kleidergeschäften, und Drogerien, eingeengt zwischen Billigshops und Maroniständen, in der Mariahilfer Straße, in der längsten, lautesten, vulgärsten Konsumwüste von Wien, befindet sich die Galerie Mezzanin. Im ersten Stock, eben „im Mezzanin“, wie man in Österreich zu sagen pflegt, in einem unrenovierten, charimatischen Wohnquartier, zeigt sie ihre jungen Künstler. Sechs Newcomer unschiedlichster Provenienz vertritt Handlbauer, seit neuesten im übrigen im Duo mit ihrer einstigen Praktikantin Donata Fuchs (1979). Einige Künstler sind gerade dabei, gemeinsam mit der Galerie, so richtig bekannt zu werden: Wie die russische, in Wien lebende, Videokünstlerin Anna Jermolaewa (Jahrgang 1970) oder der deutsche Medienkünstler Markus Huemer (Jahrgang 1968). Viele Frauen sind dabei, „aber nicht bewusst“, wie Handlbauer meint, wie auch die in Wien lebende Schweizer Malerin Christina Zurfluh, deren Anfassbilder derzeit bis 28. Juni in der Galerie gezeigt werden.

Das mit der Galerie war für Karin Handlbauer anfänglich eine reine Bauch-Entscheidung: „Ich hatte damals, gerade mal 26 Jahre jung, nicht groß darüber nachgedacht, was mir diese Galerie finanziell bringen könnte – außer vielleicht Erfahrung“, lacht Handelbauer. „Ich wollte einfach lernen, Ausstellungen zu machen und die möglichst mit jungen, interessanten Künstlern. Demnach habe ich es einfach getan.“

Seit gut zwei Jahren kann die vormalige Sponti-Galeristin ihren Kunsthandel nun kommerziell betreiben, „ohne einen einzigen öffentlichen Fördergroschen“, wie sie stolz erklärt. Künstler, die ihr die verlässlichsten Ratgeber sind, Kuratoren und Sammler gehen bei ihr inzwischen ein und aus, in annähernd jedem Wienführer wird die Galerie mit an erster Stelle genannt. Das Programm scheint gut anzukommen: Mut zum Experiment, jung, frech, immer mit Witz, nicht hochtrabend konzeptuell, medial pluralistisch, sehr sinnlich, direkt in den Stoffwechsel gehend. Daß Video-, Fotografie- und Multimedia-Arbeiten, die im Programm selbstredend einen großen Platz einnehmen, auf dem Markt derzeit an Akzeptanz gewinnen, kommt der Bilanz der Galerie freilich zugute.

Daß allerdings allein Käufer aus einem kleinen Land wie Österreich eine Galerie nicht über Wasser halten können, ist klar: „Wer was in Österreich reißen will, muß raus, auf die wichtigen internationalen Messen, wie nach Basel, wo wir heuer auch wieder dabei sind“, rät Karin Handlbauer. Und was hätte sie gemacht, wenn das mit der Galerie nicht geklappt hätte? Die Kunsthistorikerin mag sich das gar nicht ausmalen: „In meiner Studienzeit bei Sotheby’s in London und New York war ich spezialisiert auf Möbel aus dem 18. Jahrhundert. Gottlob, daß ich auf meinen Bauch hören kann.“



Galerie Mezzanin, Mariahilfer Straße 74a, A-1070Wien, Tel +43-1-526 43 56
erschienen in Kunstzeitung Nr.70/Jun.02,S.38
Gallerie Mezzanin -