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Kommentar von Antje Mayer

Kunst im öffentlichen Raum auf Wiener Art

Manche Kunst regt auf, weil sie nicht auffällt. Die österreichische Bildhauerin Ulrike Truger hatte ihre gar nicht kleine Marmorskulptur „Die Wächterin“ seit drei Jahren von den Behörden unbemerkt vor dem Burgtheater Burgtheater stehen. Die Arbeit sollte -angesichts der schwarz-blauen Regierungspolitik über die Veränderungen in Österreich „wachen“. Wenn Wien im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen in Sachen Kunst im öffentlichen Raum eher ein Schlusslicht ist, dachte sich Truger, dann ist eben Eigeninitiative gefragt. Und damit meinte sie nicht die Aufstellung „eines Plätscherbrunnens“, was so manche Wiener Stadtväter unter Kunst im öffentlichen Raum verstehen, sondern eben etwas, „dass zum Denken anregt“.
Der Stadt war „Die Wächterin“ erst im Zuge der Berichterstattung über eine weitere Bildhauerarbeit der Künstlerin aufgefallen, über den sogenannten Omofuma-Stein. Diesen hatte Truger Mitte vergangenen Jahres -ebenfalls ohne Genehmigung- vor der Staatsoper aufgestellt. Mit der drei Meter hohen, fünf Tonnen schweren Skulptur, die die Bildhauerin selbst aus dem Verkauf von Bronzeabgüssen des Entwurfs finanzierte, will sie an das Schicksal des Flüchtlings Marcus Omofuma aufmerksam machen. Der zur traurigen Berühmtheit gelangte nigerianische Drogendealer war 1999 grausam erstickt. Österreichische Sicherheitsbeamten hatte ihn im Flugzeug bei seiner Zwangsausweisung mit Klebband über Mund und Nase geknebelt. Die Exekutive spricht von Herzversagen.
Die Stadt hat nun eingelenkt. Beide Truger-Skulpturen bekommen einen offiziellen Platz im öffentlichen Raum von Wien: Der Omofuma-Stein vor dem Museumsquartier in der Mariahilfer Straße, „Die Wächterin“ sogar einen Logenplatz neben dem Bundeskanzleramt mit Blick auf das Innenministerium.
Kulturpolitik auf Wiener Art. Übrigens: Damit das mit der Kunst im öffentlichen Raum in Hinkunft eher auf internationalem Niveau abläuft, beschloss die Stadt nun kürzlich 800.000 Euro jährlich für mehr Professionalität in diesem Bereich springen zu lassen. Was, wo von diesem Geld hinkommt, soll dann ein fünfköpfiges Kuratorenteam entscheiden, eher nicht der Künstler selbst.



erschienen im Informationsdienst