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Kommentar von Antje Mayer

Wie war die Art Moscow?

Liveberichte aus der russischen Hauptstadt

„Ich betrachte die Kunstmesse Art Moscow nicht direkt als kommerzielle Angelegenheit, da in Moskau kein entwickelter Kunstmarkt existiert“, meint der Wiener Galerist Hans Knoll verhalten. „Ich bin nicht euphorisch, denn die Qualität mancher russischen Galerien hält mit dem internationalen Standard noch nicht mit, aber es ist sehr gut im Werden.“

Bereits zum siebenten Mal fand die jährliche Kunstmesse von 22. bis 27. April heuer in der russischen Hauptstadt im „Zentralen Haus der Künstler“ auf der gegenüberliegenden Flussseite zum Kreml statt. Der agile Ost-Experte Knoll, der nicht nur eine Galerie in Wien, sondern auch in Budapest führt, engagiert sich, manchmal bis zur Selbstaufgabe, seit Jahren für den Aufbau eines funktionierenden Kunstmarktes in Osteuropa, vor allem aber für den regen Austausch zwischen Österreich und Russland.

So hat Knoll, der inzwischen im Komitée der Art Moscow sitzt, heuer durchgesetzt, dass österreichische Galerien zu einem sehr geringen Preis in Moskau teilnehmen können. Mit Erfolg. Immerhin sieben österreichische Galerien haben sich angemeldet. Kommendes Jahr soll Knoll das Modell im Rahmen des deutsch-russischen Austausches, nach Wunsch des deutschen Galerienverbandes, auch mit deutschen Galerien realisieren. Nächstes Jahr wird Hans Knoll außerdem die besten sechs Galerien aus Moskau auf die Kölner Messe bringen.

Insgesamt 37 Galerien stellten dieses Jahr ihre Künstler in der russischen Hauptstadt aus, für den Großteil war es ein Heimspiel. Aber auch mutige Pioniere aus dem Westen flogen mit ihrer Kunst „im Handgepäck“ ein, wie die Berliner Volker Diehl oder Paula Boettcher. Besonders prominent waren jedoch dieses Jahr die Österreicher vertreten: die Wiener Galerien Hans Knoll, Ernst Hilger, Klaus Engelhorn20, Mezzanin, Karenina, Atmosphere und Elisabeth und Klaus Thoman aus Innsbruck. Letztere sollen dann aber, unter anderem, am Transport einer riesigen Franz West-Installation gescheitert sein. Zoll und Transport sind zwei der Hemmschwellen im künstlerischen Ost-West-Austausch.

Elisabeth Priedl, zuständig für zeitgenössische Kunst bei der jungen Wiener Galerie Engelhorn20, war begeistert: „Die Kunstmesse Zürich war öd im Vergleich. Ich glaube, ich kann auch für meine Kollegen sprechen: Es war eine super Atmosphäre, eine tolle Messe mit professionellem Katalog und unglaublich interessierten Besucher jeder Altersklasse. Und das Beste: Alle, ohne Ausnahme, haben verkauft.“

Besonders gut gegangen seien, berichtet Priedl, die hochpreiseigen Werke wie Andy Warhol (Galerie Hilger). Moskau verfügt bekanntermaßen über eine sehr reiche Klientel. Aber auch Wiener Galerien wie Knoll (u.a. Alexander Brener), Mezzanin (Anna Jermolaeva) oder Engelhorn20 (u.a. Julie Monaco) hätten ihre Künstler an den Mann gebracht. „Es gibt in Moskau auch viele Ausländer, die dort arbeiten, mit dem nötigen Kunstinteresse und Kleingeld“, weiß Priedl.

Übrigens: Nicht nur keinen funktionierenden Kunstmarkt kann das große Land nach einem guten Jahrzehnt Marktwirtschaft aufweisen, auch kein einziges Museum für zeitgenössische aktuelle Kunst. Umso mehr hat sich die Art Moscow in den vergangenen Jahren zu einer Art Biennale mit Kauf- und Kontaktmöglichkeit entwickelt. Neben den Galerienprogramm gab es, für die „Züchtung der Kunden von morgen“ Workshops, Seminare, Lesungen und eine Menge Zusatzausstellungen, wie etwa die „Absolute Art“ mit dem ukrainischen „Russenstar“ Oleg Kulík, „21 minutes“ mit Kunst aus Estland oder die Schau „Draught-digest“ mit Aktuellem aus Österreich von Brigitte Huck und Verena Kaspar zusammengestellt (bis 7. Mai).

Info:
www.art-moscow.r



erschienen im Informationsdienst Nr.276/Mai 03,S.23