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Kommentar von Antje Mayer

Gemischtwarenhandel Wiener Museen

Wien ist eine Museumsstadt.

Es gibt im ersten Bezirk mehr Kunstorte als Bäckereien, aber das Alpenländchen besitzt nicht einmal ein Museum für Gegenwartskunst, immerhin eines für moderne Kunst: das MUMOK, das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien. Angeblich. Denn das verfügt über so ein derart kleines Ankaufsbudget, dass es weit -von seiner eigentlichen Aufgabe?- entfernt liegt, eine Art Dokumentarzentrum für zeitgenössische und moderne Kunst mit Schwerpunkt Österreich zu sein. Das findet der österreichische documenta- und Biennale-Künstler Peter Friedl skandalös und mokierte sich kürzlich öffentlich via Austria Presse Agentur über diesen Zustand. Die MUMOK Sammlung verfüge nicht einmal über ein Werk von ihm, während das MAK, das ja der angewandte Kunst gewidmet sei, eine Neonarbeit von ihm aufgekauft hätte.
Was will der Künstler? Es gibt immerhin ein Museum in Österreich, das eine Friedl-Arbeit sein eigen nennen darf. Es ist halt nur das falsche Museum. Aber das ist im Land der Hofräte halt so. Mit Titel nimmt man es dort bekanntlich sehr genau, aber mit Museumstitel nicht. Das MAK zeigt manchmal Design, dafür aber oft zeitgenössische Kunst. Die Albertina findet Grafiken offensichtlich zu fad und zeigt eine internationale Malerei-Blockbuster-Ausstellung nach der anderen, zeitlich einmal quer durch das kunstepochale Gemüsebeet. Und die MUMOK Sammlung? Kaum klassische Moderne, Pop Art gut vertreten, Film und Video seit neuesten und Möbel auch. Ein bisserl Österreich, auch Osteuopa, international,wenn es passt. Aha. Vielleicht baut das Kunsthistorische Museum demnächst eine Sammlung zum feministischen Film der Neunziger auf. Wäre doch was. Wundern würde dies niemand.




MUMOK
Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
MuseumsQuartier
Museumsplatz 1, A-1070 Wien
Tel +43-1-525 00


Der Text ist erschienen im Informationsdienst Kunst, Nr. 404 am 12. Juni 2008

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