Kommentar von Manuela Hötzl
Kommentar von Manuela Hötzl
Kurz sah es so aus, als ob 2003-Indentant Wolfgang Lorenz doch auf seine „Starkünstler“ Insel von Vito Acconci verzichten müsste. Die Nachricht „47 Millionen weniger Budget“ vom Bund ließen ihn im Affekt zum ersten Mal von einer möglichen Absage des Projekts sprechen. Doch jetzt ist es fix: „Die Insel schwimmt. Und das in einem Fluss, der bald eine neue Lebensqualität vermitteln wird.“ – steht in dem Pressetext neben anderen erstaunlichen Dingen wie: „Das Verlangen (Anm.: der GrazerInnen) nach einer Erlebbarkeit im Einklang mit der Natur“, das „in den Vordergrund gerückt“ werden müsse. Wie diese anscheinend langen schlummernden Sehnsüchte die Oberfläche des murigen Wassers erreichen sollen, wird umfassend erklärt. Lorenz stellte bei der Pressekonferenz vom 29. Oktober an der Technischen Universität Graz eine Expertenarmada, die allerlei begründete. Der in Erinnerung ewig braune bis graue Grazfluss ist nicht mehr braun oder grau - ein Argument, von Experten. Das Gestrüpp an den Rändern soll weg und „der Stadtraum wieder näher an den Fluss heran“ - zweiter Grund, von anderen Experten. Die Insel ist machbar – dritter Grund, von weiteren Experten.
Klingt ganz gut aus den Mündern der Experten. Graz hat nur keinen existenten Fluß im Stadtbild und benötigt demgemäß auch kein Ufer. Zwei Probleme: 1.Man muß irgendwie auf die Insel gelangen (ohne Buschmesser und Kletterseil), deswegen Ufergestaltung. 2. Die Insel muß schwimmen, deswegen Flußbett abgraben und einen 170 Tonnen schweren Stahl-Ponton verankern. Ein Steg wird auf die dort gesetzte Vito Acconci Skulptur führen und ein anderer wieder weg. Behindertengerecht für „Kinder, Jugendliche und die freie Szene“.
Zwei Fragen gesellen sich zu den zwei Problemen: 1. Was macht die „Szene“ mit den paar Quadratmetern für 70 Millionen? 2.Warum ist plötzlich das Verlangen der GrazerInnen deckungsgleich mit Indentantensehnsüchten?