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Kommentar von Antje Mayer

Neues Museum für den phantastischen Realismus in Wien

Manche Zyniker sollen ja behaupten, dass Wien derart langweilig ist, dass das Lebendigste an ihr die vielen Museen seien. Wenn das so ist, bemüht sich die Stadt augenscheinlich redlich um frischen Wind. Denn nun ist schon wieder ein neues Projekt in der Donaumetropole geplant, dass dem hochprofitablen Hundertwasserhaus im 3. Bezirk den Rang ablaufen könnte: Das Paradiso Museum und Kulturpark. Der Standort liegt im Westen der Stadt, am Rand des Wiener Waldes, in der noblen Villengegend Hütteldorf. Eine vorprogrammierte Touristenattraktion, wie’s scheint, besieht man sich das Konzept.

Unmittelbar neben der berühmten Hütteldorfer Otto Wagner Villa, in der -der erst kürzlich 75 Jahre alt gewordene- Künstler Ernst Fuchs lebt und arbeitet, soll der 10.000m² große Kultur-Campus entstehen. Neben einem Skulpturenpark, der dem Thema des Paradieses gewidmet sein wird, ist ein immerhin 1.500m² großes, Museum geplant. Dort sollen in einer Dauerausstellung Werke der Wiener Schule des Phantastischen Realismus präsentiert werden, wohl, weil sie sonst in öffentlichen Museen nur noch selten aus dem Depots geräumt werden: Werke von Ernst Fuchs, Arik Brauer, Rudolf Hausner oder Wolfgang Hutter. Aber auch junger internationaler Kunst soll in Wechselausstellungen n Zukunft Rechnung getragen werden.

„Beim Bau wird die opulente Architektur der letzten Jahre des Phantastischen Realismus mit Elementen moderner Architektur verbunden sein“, so wurde via Presse verlautbart, was der Innsbrucker Architekt Kurt Riebler, der mit seinem Büropartner Heinz Pedrini die Planung übernehmen soll, relativiert: „Es ist eher eine moderne Architektur mit Elementen des Phantastischen Realismus vorgesehen.“ Türklinken etwa oder die Verfliesungen der Bäder sollen mit „phantastischen Kunsthandwerk“ dekoriert werden, ebenso die Fassaden, die mit Kunst ausstaffiert werden. Angesicht so großer Dekorationsfreude dürfte den Fans der Wiener Phantasten das Herz höher schlagen, das der anderen, vor soviel vorprogrammierten Kitsch, eher vor Schreck stehen bleiben.

Aber solcherart Konzepte verkaufen sich gut, wie das tausendfach kopierte Hundertwasser-Prinzip beweißt, und so sind auf dem Gelände freilich auch ein Merchandising-Shop und eine Verkaufsgalerie geplant. In einen neuen Akademiegebäude soll unterrichtet werden, ebenso wie ein Heim für Studenten und eines für Professoren angedacht ist. Dass das Projekt nun genehmigt wird, darum kämpfen derweil noch die Bauherren Stefan und Michael Messner, Miteigentümer der Paradiso GmbH und beide im Übrigen die Söhne von Ernst Fuchs.

Denn das befürchtete Verkehrsaufkommen in Verbindung mit dem Naherholungsgebiet Wiener Wald wird seitens der Stadt als problematisch betrachtet, positiv hingegen nehme man zur Kenntnis, dass mit dem Projekt keine öffentlichen Gelder verschwendet würden. Die nicht gerade geringe Bausumme von über 30 Millionen Euro, die Privatinvestoren aufbringen würden, sei, glaubt man den Brüder Messner, angeblich schon so gut wie beisammen. Wenn genehmigt wird, soll blitzschnell gehen. Dann wird heuer noch der erste Spatenstich erfolgen. Fertigstellung des „Paradieses“ ist 2007.



erschienen im Informationsdienst Nr.321/März 05