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Kommentar von Manuela Hötzl

Orpheus im Schatten von Zaha

Zaha Hadid und ihr Partner Patrik Schuhmacher agieren in Graz nicht nur latent utopisch - hat man die beiden einmal in der Stadt, kann man Namen und Können der „Götter der Oberwelt“ des öfteren einsetzen. So dachte wohl Steirischer Herbst und Kulturhauptstadt 2003 und beauftragte die Architekten mit dem Bühnenbild des Musiktheaters „Begehren“, das in der von Architekt Markus Pernthaler aufgepeppten Helmut-List-Halle zur Uraufführung kam. Durchwegs begeistert war die Kritik von Musik, Inszenierung und Dramaturgie des Urstoffs von Orpheus und Eurydike. Zaha Hadids gestaltete Unterwelt bewegte sich eher an der Oberfläche. Die leuchtende Spielfläche erstreckte sich in Längsrichtung als Podest in der Halle. Hell und leer nahm sich die zerklüftete Fläche vorerst überraschend zurück, weniger überraschend als sie sich doch bewegte - gewohnt geknickt nach oben. Doch nur der erste Faltenwurf schaffte dies hydraulisch. Der Rest benötigte die Tänzer, die mittels Krücken die Teile in Position brachten. Ein Bühnenbild folgt anderen räumlichen Kriterien als Ausstellungen oder Feuerwehrhäuser. Das Publikum ist an die Stühle gefesselt und der Ausblick im wesentlich festgelegt. Formspielerei in der Fläche hebt zwar unten und oben auf, kreiert aber noch keine Bühnenwelt.

Begehren
Auftragswerk / Szenische Uraufführung
Musiktheater in zehn Szenen von Beat Furrer nach Texten von Cesare Pavese, Günter Eich, Hermann Broch, Ovid und Vergil

Komponist und Dirigent: Beat Furrer
Regie und Choreographie: Reinhild Hoffmann
Bühnenbild: Zaha Hadid



erschienen in FORUM/Architektur&Bauforum/02,Jan.03,S.6