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Kommentar von Antje Mayer

VIENNAFAIR

Immer gleich und doch anders

So eine Kunstmesse hat etwas Beruhigendes. Denn sei es nun in Basel, Köln, London oder eben kürzlich Wien (VIENNAFAIR vom 26. bis 29. April 2007) - man findet auf diesen Kunst-Verkaufsshows im Grunde immer das gleiche Setting vor: Die gleichen Menschen, die immer gleichen Performances an den Verkaufständen und leider meist auch die gleiche Kunst. Alles global eben.
Und dennoch: In Wien war es heuer wieder einmal ein bisschen „unglobaler“. Denn die VIENNAFAIR, die nun schon zum dritten Mal stattfand, diesmal mit 107 Galerien und rund 1.000 Künstlern, legte ihren Schwerpunkt abermals bewährt auf Ost-, Süd- und Zentraleuropa. Immerhin 27 Galerien aus diesem geografischen Raum präsentierten sich in Wien, in solcher geballter Form an einem Ort wohl kaum woanders auf dieser immer ähnlicher werdenden (Kunst-)Welt zu sehen. Wer die anstrengenden Recherchereisen in den Osten kennt, der weiß das zu schätzen.
Schade nur, dass sich diese Galerien genauso global verwechselbar zeigten wie der Rest. Ein bisschen jünger, lässiger vielleicht, günstiger allemal, aber anders, herausragend keineswegs. Auffallend bestenfalls noch die „C.A. Galerija“ aus Zagreb (Leiterin: Corinne Enquist), die konzentriert die Arbeit „Austrian only“ der kroatischen Künstlerin Andreja Kuluncic präsentierte, die sich den Themen des Frauenhandelns und des neuen Dienstmädchensphänomens widmet (www.croartgallery.com und www.andreja.org).
Viele Sammler, rund 200 offiziell angemeldete immerhin, lockten die Messe-Verantwortlichen dennoch zum Kunstshopping an die Donau. Unter ihnen wurden, neben Heimischen wie Karl-Heinz Essl, gesichtet: die New Yorker Kunstsammler Don, Mera und Jason Rubell, der Deutsche Frieder Burda oder der Pariser Mäzen Antoine de Galbert.
Wer denkt, nur westlichen Sammler könnten sich Kunst leisten, der irrt. Der ungarische Medienunternehmer Zsolt Somloi und seine Frau Katalin Spengler kamen aus Budapest und kauften, genauso wie Michael Tsarev, Präsident des russischen „Club of ContemporaryArt Collection“, der gleich eine Entourage von 12 weiteren russischen Kunstliebhabern mit prallen Geldtaschen mit sich führte.
Tsarev hatte es auf Österreichisches, Videos von VALIE EXPORT, abgesehen, auf die er jüngst erst Lust bekommen hatte: Auf der im diesen Frühjahr stattfindenden Moskau Biennale hatte die österreichische Künstlerin nämlich eine Werkschau, darunter insbesondere eine in den russischen Medien
viel beachtete öltriefende Kalaschnikow Skulptur, gezeigt und einen Katalog auf Deutsch -und Russisch!- präsentiert. Offensichtlich lohnt es sich inzwischen auch für westliche Künstler im Osten präsent zu sein.
„Leider haben wir immer noch viel zu wenig gute Ausstellungen von zeitgenössischer Kunst in Moskau. Sie würden erheblich zur Geschmacksbildung der Käuferschicht beitragen“, so Michael Tsarev am Rande des VIENNAFAIR-Vernissage-Cocktail im MAK gegenüber dem Informationsdienst Kunst. „Geld ist bei uns in Russland das geringste Problem, das ist vorhanden.“ Warum er ausgerechnet nach Wien zum Kunstkaufen fährt?: „Bei keiner Messe, in Basel nicht, schon gar nicht in London, werden wir Sammler so aufmerksam betreut wie in Wien. Da kommt und kauft man eben gerne.“



VIENNAFAIR - The International Contemporary Art Fair FOCUSED ON CEE 2007
26. bis 29. April 2007
MessezentrumWienNeu, Messeplatz 1, A-1020 Wien

Dieser Artikel ist im Informationsdienst Kunst Nr. 376 am 3.5.2007 erschienen.

Link:Informationsdienst Kunst - Link:Viennafair - Link:Croartgallery - Link:Andreja Kuluncic - Link:Valie Export - Link:MAK_online - Link:Art Basel - Link:London Art Fair - Link:Art Fair Köln -