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Kommentar von Antje Mayer

Keine Zwangsbeglückung

Kunst im öffentlichen Raum in Niederösterreich

„Niederösterreich kultur. kunst im öffentlichen raum“ ist in den vergangenen Jahren ein Begriff geworden. Mit glänzendem Ruf. International. 300 fixe Projekte sind derzeit installiert. Das Konzept gilt als bisher einzigartig. Nicht zuletzt ist das der Leiterin Katharina Blaas-Pratscher zu verdanken, deren Verdienst es vor allem war, nicht nur Lokalgrößen für ihr betuchtes Bundesland zu engagieren, sondern auch im Ausland nach Gutem zu fischen.

Mitte Juni erst wurde etwa ein Werk vom 1967 in Island geborenen dänischen Künstler Olafur Eliasson in der Wachau eingeweiht. Das steht orignellerweise nicht auf festem Grund, sondern auf der Donau-Rollfähre Spitz/Arnsbach. Eine fahrende Camera Obscura, durch die man die malerische Landschaft -ganz genau- betrachten kann.

Blaas-Pratscher hat in Niederösterreich die Kunst vom Zwang befreit, an einen Bau gebunden zu sein und legt einen großen Schwerpunkt auf temporäre Projekte, auch wenn etwa Eliassons Installation erst mal bleibt.

Bis 30.11. wird noch ein Fotoprojekt des grandiosen Moskauer Performancekünstlers Sascha Petljura gezeigt. Eine unkonventionelle Form der Erinnerungen an die Russische Besatzung im öffentlichen Raum Niederösterreichs, im A9 - forum transeuropa im Wiener quartier21. Dort wird am 6. Oktober auch der inzwischen 7. Band von „niederösterreich kultur. kunst im öffentlichen raum“ mit allen Projekten von 2002 bis 2004 präsentiert.

Auch „Eutopia“ von Markus Wintersberger etwa ist so ein temporäres Event. Im hiesigen Sommer verwandelte der zusammen mit Soundkünstler Alois Huber (Label laton) das gesamte –bekanntlich über das Jahr reichlich öde- St. Pölten Regierungsviertel in einen eindrücklichen „Medienboulevard“. Ein sinnliches Gesamtkunstwerk mit Videoprojektionen, Musik und Tanzperformances.

Bis 17. 10. ist noch ihre Ausstellung “EUTOPIA_(dis)appearing capital” in der Galerie Stadtpark Krems zu sehen, wobei wieder durch Tanz, Sound und Projektionen die Galerie außen, innen und auf dem Dach gesamtheitlich eingebunden ist.

Die Gelder für die einzelnen Projekte sind nicht mehr prozentuell – wie in der klassischen Kunst-am-Bau Regelung - an die Bauvorhaben gebunden, sondern werden jährlich in einem Pool gesammelt. Aus diesem Pool werden sämtliche Kunstprojekte im öffentlichen Raum finanziert, nach dem neuen Gesetz neben interdisziplinären Kunstformen eben auch temporäre Installationen. „Zwangsbeglückung und vordergründige Ästhetik“ lägen Blaas-Pratscher und der achtköpfige Fachjury fern, heißt es aus der Landesregierung in St. Pölten.

Bis 30. Oktober ist übrigens noch der Ort Reinsberg mit Kunstwerken bestückt. Die Künstlerinnen Barbara Musil und Karo Szmit zum Beispiel fügten Landschaftsgemälde, die sie in großer Zahl in den Wohnungen der Reinsberger Bevölkerung vorgefunden haben, mittels Video zu einer durchgehenden Landschaft zusammen, durch die sie spazieren. Als Touristinnen wandern sie durch die Malereien der Region.

Apropos durch die Landschaft wandern. Wie wäre es mit einem edlen Herbsturlaub in der Wachau, nebst Kunstgenuß und Weinprobe? Kunstinfos mit Karte jedenfalls unter www.publicart.a