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Kommentar von Antje Mayer

Achtung Scheiße!

Neuer Anschlag des Graffiti-Künstlers Banksy auf die Londoner Tate

Who the fuck is Banksy? Ein weltberühmter Graffiti-Künstler, der aus Angst vor Strafen seine Identität nicht freigibt. Banksy sprüht bekanntlich, wo er will, wann er will und was er will: Mona Lisa mit Kopfhörer, lebensgroße Ratten oder Polizisten in Kampfmontur und neulich hat Banksy das Cover der neuesten Blur-Platte gestaltet. Ausstellungen in einem Museum lehnt der aus Bristol stammende Undergroundstar dagegen ab. Im heurigen Sommer machte er allerdings erstmals eine Ausnahme: Im Wiener WUK war die Ausstellung „Bad Press“ (Kuratorin Monika Vykoukal) mit seinen Arbeiten zu sehen. Seine Sprühspuren hatte Banksy im Wiener Stadtgebiet vom Naschmarkt bis zum Gürtel freilich extra noch hinterlassen.

In Österreich, so scheint’s, hat der Kultkünstler die Lust am Musealen entdeckt. Vergangene Woche nahm sich nämlich der wohl mysteriöseste Künstler der Gegenwart einfach kurzerhand selbst in die Kollektion der Tate Gallery auf, ohne dass es das Wachpersonal bemerkte. Nicht sein weltbekanntes Markenzeichen, seinen „Have a nice day-Smiley“, stellte, äh sprayte, der Fleischhauersohn aus Bristol dort aus, sondern was „Klassisches“: Landschaftsszenen mit einem Polizeisperrband davor. Mit dem Text neben dem Bild bewies der Brite Sinn für schwarzen Humor: „Diese neue Anbringung ist ein schönes Beispiel für den ‚Neo Post Idiotic’-Stil“, stand zu lesen, „wenig ist über Banksy bekannt, der sich von Cannabis und tagsüber vom Fernsehen inspirieren lässt." Er werde immerzu gefragt, ob Graffiti Kunst sei, konterte Banksy in einem Interview in The Guardian. Es müsse wohl so sein, Graffitikunst wäre ja nun immerhin schon in der Tate gewesen!

Das elitäre Ausstellungshaus war über den Streich erwartungsgemäß „not amused“ und entfernte das Anarcho-Oeuvres umgehend. Erst vergangenes Jahr hatte der 29-Jährige der Londoner Tate Gallery anlässlich der Verleihung des Turner Prizes einen Besuch abgestattet. Statt „Mind the Gap“ („Vorsicht Abstand!“), wie man es in der Londoner U-Bahn überall lesen und hören kann, war auf den Eingangsstufen des Kunsttempels im selben Design „Mind the Grap“ gesprayt, was soviel wie „Achtung Scheiße!“ heißt.

Übrigens: Sogar in ein Zoogehege ist Banksy schon eingedrungen. Dort brachte er kein Gemälde, aber sein Logo an und schob den Tieren kurzerhand Aussprüche unter: „Der Aufseher stinkt! Fad! Fad! Fad!”. In Anbetracht dieses Anschlags dürfte das Wachpersonal der Londoner Tate noch glimpflich weggekommen sein.



erschienen im Informationsdienst Nr.288/Nov.03,S.26
Bansky -