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Kommentar von Manuela Hötzl

Just do it – FAKE?!

Der Slogan “Just do it” wird von dem Markenprodukt „Nike“ seit 1988 benutzt und wird nun seit kurzen durch das einfache „Play“ überzeichnet. Diese Werbespots entsprechen viel zu sehr einem Zeitgeist, den man nur auf den ersten Blick Sympathie entgegen bringt. „Play“ - Spots spielen im städtischen, öffentlichen Raum, wie in U - Bahnstationen oder in Sportstadien – und die verschiedenen Ziele des „Spiels“ sind denkbar einfach: man muss zum Beispiel im Stadium den letzten Sitzplatz ergattern. Doch worum es geht wird nicht sofort offensichtlich. Zuerst erlebt der Nike -Protagonist immer eine Stresssituation, weil die Menschen um ihn herum Regeln folgen, die für ihn nicht durchschaubar werden. Erst am Ende löst sich die Spannung und wird harmlos, sobald man die Mechanismen der Masse um einem herum verstanden hat und eben „mitspielen“ kann. „Play“ suggeriert damit auch der „Masse“ zu folgen, was nur möglich ist, wenn man die Spielregeln erfasst hat. So wird überall ein Spiel möglich.
Die unterschwellige Idee von „Play“ hat jetzt die Künstlergruppe „0100101110101101.OR“ gemeinsam mit Public Netbase mit ihrem Projekt "nikeground.com - rethinking space" genial überzeichnet. Die Homepage, in der die Umbenennung des Karlsplatzes in Nikeplatz präsentiert wird, trifft einen heiklen Kern des Markenprodukts. Nikeparks gab es bei Weltmeisterschaften in 13 Städten, Niketown wurden Zentren von Nike genannt und in vielen internationalen Werbespots von Nike wurden Schiffe oder Plätze zu Orten der Eroberung und symbolischen Aneignung. Nicht anders agieren die Künstler mit diesem Fake - Projekt: Soll man Perspektiven und Strategien für den öffentlichen Raum wirklich den Marken und damit ökonomischer Interessen überlassen? Oder zeigt es ein Potenzial für eine neue Form kulturellen Handelns?



erschienen in Architektur&Bauforum Nr.19/ Okt.03