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Kommentar von Manuela Hötzl

Urania ade

Welches Wort treibt in Wien einen Architekten und einen Politiker gleichermaßen Schweißperlen auf die Stirn? - Wettbewerb? Honorarordnung? Nein – Denkmalpflege, scheint die Wiener Lösung für das gemeinsame Geisterbahnprojekt zu heißen. Der jüngste Teilnehmer dieser dunklen Berg- und Talfahrt: Die Urania. Wieso? Ist doch schön, hört man von allen Seiten. Ja, schön, möchte man antworten und dazufügen: „Ihr habt alle keine Ahnung!“. Zum Beispiel von der europäischen Konvention der Denkmalpflege, die besagt, dass jeder Umbau wieder rückführbar sein muss und der Einsatz der „Erhaltung und Aufwertung eines kulturellen Erbes“ gelten soll. Was hier als „sanfte“ Renovierung „verkauft“ wird, ist in Wirklichkeit das Ende der Urania und eine Missachtung ihres neuralgischen Standortes – zeichenhaft markiert von der neuen „Kugel“ als Symbol für die Seifenblase „Umbau“. So wird nach Schrebergartenmanier im Weltkulturerbe-Gärtchen geackert – ohne auf den fruchtbaren und ertragreichen Boden zu achten. Dabei müsste in Wien der Willen besonders stark ausgeprägt sein, Denkmalpflege verantwortungsbewusst und ganzheitlich zu betrachten. Schließlich lebt die Stadt zum großen Teil von diesem Erbe – und das könnten Architekten auch.



erschienen im Architektur & Bauforum Nr.16/Sept.03, Titelseite