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Kommentar von Antje Mayer

Agnes singt für die Kunst

Die Österreicher können stolz sein auf sich. Sechster Platz beim Grand Prix Eurovision (und das ohne Griff in den Schritt). Alf Poier, ein Kabarettist, kein Sänger, hat die schmählichen Nullpunkte-Beleidigungen der zurückliegenden Jahre mit einem Lied von höchstem Niveau vergessen gemacht. Sich in Szene setzen, das ist es, was eben zählt. Den Guildo Horns, Slatkos und Mooshammers, denen gehört die Zukunft des Schlagers, der Musik, der Kunst.

Eben deswegen, so behaupten böse Zunge, spiele nun auch die adelige Adabei-Lady Agnes Husslein, die neue Rupertinum-Direktorin in Salzburg, mit dem Gedanken, sich nächstes Jahr für den Grand Prix Eurovision zu bewerben. „Als Repräsentantin“, so meinte Husslein schließlich einmal, „war ich die erste, die österreichische Kunst wirklich internationalisierte.“ Und nicht umsonst wurde sie von ihren Fans zum „weiblichen Mooshammer der österreichischen Kunstszene“ gekürt.
Und wäre dieser Schritt nicht ideal, um eine Schmach wieder gutzumachen, von der sich die Kunstexpertin Husslein („Es ist oft sehr mühsam, wenn man jeden Abend auf zwei, drei Veranstaltungen gehen muss.“) bis heute nicht erholt hat: Hatte doch die einstige Geschäftsführerin von Sotheby’s Österreich vor gut zwei Jahren eine Geburtstagsparty für den FPÖ-Politiker Thomas Prinzhorn veranstaltet. Husslein verlor in der Kunstwelt ihren guten Ruf, daraufhin indirekt ihren Job, okay, aber was für die Busenfreundin von Ingrid Flick noch viel schlimmer war, ganze 332 Punkte in der Liste der 1000 wichtigsten ÖsterreicherInnen. Von Platz 239 auf Platz 571. Dieses Leid will man sich nicht ausmalen.
Aber die toughe Agnes hat sich wieder tapfer vor die Seitenblicke-Kameras geboxt. Auch der neue Job in Salzburg war ein kleiner Schritt zurück in die vordere Liga (Peter Weiermair, ehemaliger Leiter des Rupertinum, hatte die Festspielstadt ohnehin intellektuell überfordert), aber ein Comeback war es nicht. Seit vergangenen Samstag gibt es wieder Hoffnung für die einstige Staatsmeisterin in Eistanzen: Agnes Husslein singt für Österreich auf dem nächsten Grand Prix Eurovision. Und das alles, selbstverständlich, nur für die Kunst.



erschienen im Informationsdienst Nr.279/18.Jun.03