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Kommentar von Göknur Isci

MELBOURNE – DIE FRISUR SITZT ...

Göknur Isci aus Melbourne, Australien.

Melbourne – die Sonne brennt. Perfekter Halt – oder doch ein paar Wölkchen in der Ferne?

Diese Stadt wäre eigentlich der perfekte Schauplatz für eine Werbung von 3-Wetter-Taft. Hier muss man mit jedem Wetter rechnen. Immer. Kaum lässt das Wetter dein Blut in Wallung geraten, regnet es aus heiterem Himmel, unerwartet, du bist nicht vorbereitet, hast keinen Schirm mit. Nichts, das dich vorm Unwetter schützen könnte. Es kühlt aber irgendwie nicht ab, da es nur zwei Minuten regnet, zudem ist dies die längste Dürrezeit seit 40 Jahren; viele Parkanlagen sind ausgetrocknet und wirken dadurch verwahrlost.

Bis auf das Wetter – das nie so genau weiß, was es wirklich will – ist Melbourne eine bezaubernde Stadt.

Die Architektur der Stadt im Gesamtbild würde ich als einen Mischmasch von allem bezeichnen. Wo Architektur in Europa mehr der Funktion zugeordnet ist, wird in Melbourne in den Pott verschiedener Architekturformen gegriffen, um daraus ein Gebilde zu formen, das keiner wirklichen Epoche, keinem Stil, keinem Geschmack zuzuordnen wäre. Wichtig ist hier – down under – wie ein Gebäude aussieht.

Ein wirklich erschreckendes Beispiel dafür ist ein Teil des Gebäudes der RMIT (Royal Melbourne Institute of Technology). Das Innere des Gebäudes hat an Decken und Wänden eine Architektursprache, die eher einen Mix von allem darstellt als eine wirklich durchdachte Architektur – eine schräge Wand hier, eine schrägere Wand da, und dann noch ein rundes Fenster irgendwo dazwischen, das weder der Lichtdurchflutung noch der frischen Luftzufuhr dient, da das Fenster zu klein ist und in den dunklen Hof blickt.

Die Architekten dieses Gebäudes – Ashton Raggatt McDougall – sind mit der Fertigstellung im Jahre 1995 zu wirklichen Stars in Australien geworden.

Zudem ist es mit einem Schleier aus hochglanzlackiertem Giftgrün überdeckt. An einem Eck des Gebäudes bildet sich ein Wurmfortsatz. Ich würde den Sinn des giftgrünen Fortsatzes verstehen, wäre da nicht schon eine Überdachung, und zwar direkt über ihm. Sprich, der Wurmfortsatz ist nur Zierde und an die Eingangsüberdachung des Nachbargebäudes montiert.

Trotz seines Aussehens ist der Eingang der Storey Hall – Hörsaal, Ausstellungs-(Re)Präsentationsraum, etc. – immer besetzt von einigen Studenten.

Der Campus der RMIT in der Stadt ist Treffpunkt vieler Studenten. Doch das rührt wohl eher daher, dass die Struktur des Uni-Lebens recht schulisch aufgebaut ist.

Es sind so viele Studenten, sodass stets in den Bereichen wie in der Caféteria eine Geräuschkulisse entsteht, die dich an das Surren vieler drängelnder Bienen erinnert ...

Soweit aus Melbourne
Göknur Isci



Link:RMIT University, Melbourne - Link:Ashton Raggatt MCDougall - Link: Wettervorhersage Melbourne -