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Kommentar von Antje Mayer

Schließung des Leopoldmuseum wegen Raubkunst?

Einer der größten Ausstellungen von Nazi-Raubkunst in Österreich seit Jahren?

Die momentan laufende Schau von „Albin Egger-Lienz“ zu seinem 140. Geburtstag im Leopold Museum erhitzt derzeit die Gemüter im Land. Vierzehn Gemälde des Tiroler Malers (1868-1926) in der Schau, eines im Besitz des Hauses und 13 Leihgaben, sollen ungeklärter Herkunft sein und von den Nazis zu Unrecht von ihren ehemaligen jüdischen Besitzern entwendet worden sein. Da das Leopold Museum eine Stiftung ist, fällt es nicht unter das österreichische Restitutionsgesetz, das einer der vorbildlichsten auf der Welt ist. Pikanter Zusatz: Obwohl die Stiftung staatlich subventioniert wird.
Die Werke sind größtenteils von der Stadt Lienz, Tirol und Kärnten geliehen. Auch Gemeinden und Länder fallen -derzeit noch nicht- unter das Rückgabegesetz. Ariel Muzicant, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien, ist empört und verlangt ein neues Gesetz zur Rückstellung von Raubkunst, das auch Stiftungen, Länder und Gemeinden berücksichtigt und bis zu einem solchen Beschluss sogar die Schließung des Leopoldmuseums. „Leopold verhöhnt die Opfer“, so Muzicant wörtlich.
SP-Kulturministerin Claudia Schmied, die rein rechtlich wenig Einfluss auf das quasi private Leopoldmuseum ausüben kann, reagierte daraufhin erst spät und dann - wie Kritiker meinen- unangemessen diplomatisch: "Es ist für das Ansehen des Staates von zentraler Bedeutung, dass die Menschen in diesem Land - aber auch jene, die unser Land besuchen - die Sicherheit haben, dass Kunstwerke, die sie in unseren Museen betrachten, eine geklärte Vergangenheit und rechtmäßige Eigentümerschaft haben. Jede Ausstellung mit Bildern fragwürdiger oder unrechter Vergangenheit muss allen Verantwortlichen Handlungsbedarf aufzeigen."
Schmieds „Handlung“: Am 26. März, knapp eineinhalb Monate (!) nach Ausstellungseröffnung, werde sie in einer Pressekonferenz mit Clemens Jabloner, dem Vorsitzenden des Rückgabebeirats, bekannt geben, was die von ihr angeregte Arbeitsgruppe herausgefunden hat. Jene untersucht aber nicht etwa die Herkunft der Bilder, die ist offensichtlich „klar unklar“, sondern schreitet gleich in medias res und lotet die rechtlichen Möglichkeiten aus, Stiftungen unter das Restitutionsgesetzt fallen zu lassen.
Rudolf Leopold zeigt sich uneinsichtig.
Aktuelle Stellungsnahme des Leopold Museum (vom 4. März 2008) nach Anfrage des Informationsdienst Kunst:
„Die aktuelle Ausstellung im Leopold Museum würdigt den bedeutenden Künstler Albin Egger-Lienz. Die Raubkunstvorwürfe treffen bis auf ein Bild [„Waldinneres“, das im Besitz der Stiftung ist, Anm. der Redaktion] nicht das Leopold Museum. Die Leopold Museum-Privatstiftung ist rechtlich einwandfreier Eigentümer des Werks "Waldinneres". Nach der Entziehung wurde es den Erben rückgestellt, die es ihrerseits an das Landesmuseum in Klagenfurt verkauft haben; entgegen den Vorwürfen bestand hinsichtlich dieses Bildes kein Ausfuhrverbot, wie Recherchen im Bundesdenkmalamt ergeben haben.“
Die übrigen inkriminierten Werke wurden aus dem Lienzer Museum Schloss Bruck, dem Innsbrucker Ferdinandeum, und der Kärntner Landesgalerie entliehen. Alle genannten Institutionen betreiben selbst Provenienz-Forschungen“.


Soll heißen, solange die Leihgeber nicht forschen, tun wir auch nichts. Prinzip: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Für Rudolf Leopold muss wohl erst ein Gesetz geändert werden, damit er sich einsichtig zeigt. Die Ausstellung soll nach Wunsch des Museums noch bis 29. Mai 2008 laufen.



Leopold Museum
Museumsplatz 1
Museumsquartier
A- 1070 Wien
www.leopoldmuseum.at

Der Text ist erschienen im Informationsdienst Kunst, Nr. 397 am 6. März 2008
Informationsdienst Kunst - Leopold Museum -