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Kommentar von Antje Mayer

Superreal-istisch

Die Provinzialität der Österreicher in Sachen Design, geht Los Angeles-Wien-Pendler Peter Noever, Direktor des Museum für angewandte Kunst in Wien, längste Zeit auf die Nerven: „Man kann sich ja nicht ewig auf die Wiener Werkstätten berufen“, so der seit Jahren um Internationalität bemühte Museumschef jüngst in einem Interview. Das scheint sich so manches junges Designkollektiv in Österreich zu Herzen genommen haben. Auch wenn das Alpenländle im Vergleich zur britischen und skandinavischen Superliga, noch als „Entwicklungsland“ (Noever) dahindümpelt, hat sich dort in den vergangenen drei Jahren klammheimlich eine vertitable Nachkommenschaft firmiert: darunter das auf ökologische Ausstellungsdesign spezialisierte Designkollektiv D+ (KUZ ??), alte Hasen wie propeller z, bauhof, azwg. Alles Namen jedenfalls, die man sich in Zukunft wird merken müssen.

Anfang 2000 reihte sich schließlich weiterer Nachwuchs in das Who-is-Who der jungen österreichischen Designszene: das Büro Superreal mit Sitz in Wien am noblen Ring und, das würde Herrn Noever ein seltenes Lächeln auf die Lippen zaubern, mit einer Zweigstelle in London. Auf der Visitenkarte macht sich so was zumindest verdammt gut, zumal wenn man als österreichisches Team große Aufträge bekommen will. Damit haben der Dresdner Architekt Peter Döllmann (32), der Grafikdesigner Michael Scheufler (32), der Künstler Christian Hasenauer (33) und der 3D-Modellist Arnim Dold (30) sowieso keine Probleme: Volkswagen, Channel 4, UTA oder der Laminatriese Pergo als Auftraggeber und Ausstellungsbeteiligungen auf den wichtigsten Messen der Welt im letzten Jahr, „100 % Design“ in London und auf der Mailänder Möbelmesse, waren schon mal ein sehr guter Start. Das Motto der vier Jungs: “Be strong. Be honest. Be simple and entertaining. Smile!” („Sei stark, sei ehrlich, sei einfach und sei unterhaltsam. Lache!) kommt auch gut in der Kunstwelt an, in der derzeit Designausstellungen ohnehin en vogue, wie nie sind. Im Mai werden die Vier dann auch ihre Arbeiten auf der jungen Architekturausstellung „mega: manifeste der anmaßung“ (u.a. kuratiert von Jan Tabor und Peter Bogner) im Wiener Künstlerhaus vorstellen. Im Juni geht es nach Paris zur Schau „The fundoshi Expierience“ (kuratiert von Anna Bergnanozzi). Dabei wird Superreal einer ihrer Stardesignstücke zu einem „fundoshi“, diesen omniösen Wickellappen, den sich die fetten Kämpfer um die schwappeligen Hüften winden, umgestalten.



erschienen in Kunstzeitung Nr.67/März 02,S.23