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Kommentar von Antje Mayer

Mal lästern

Pro oder contra Georg Baselitz? Welche Frage! Ein verdienter Grand Seigneur der deutschen Malerei wie Meister B., steht mittlerweile im Grunde doch über jedweder Kritik. Aber lästern wird man noch dürfen!
Lachen Sie noch über einen Witz, den sie jeden Tag hören? Nein, oder? So geht es einem nämlich zusehends mit den Bildern von Baselitz, die ja heute schon so unweigerlich zu einem mittelgroßen Museum gehören, wie der MacDrive an der Einfahrt jeder größeren Stadt. Der Provokations-Schmäh mit den umgedrehten Figuren geht einem doch schon längstens auf den Wecker. Wir haben es gepeilt: Der Bildgegenstand soll damit abstrahiert werden. Ja, ja! Markenzeichen!
Apropos Witz: Von dionysischer Heiterkeit getragen ist ja bei Baselitz wirklich nie mal was. Diese ewigen Trümmer, Verletzen, Adler, Soldaten, Helden. Irgendwie alles wie „Opi erzählt mal wieder vom Krieg“. Was tun wir? Anstandshalber Anteil nehmen und dabei heimlich an was Schönes denken. Die Last der Erinnerung und das „Leiden an Deutschland“ liegt halt im Ossiblut, das übrigens neben Sigmar Polke auch in den Adern eines anderen großen und weltweit mit best bezahltesten Maldramatikers fließt: in denen von Gerhard Richter. Alle drei grandiose –im besten Sinne urdeutsche- Künstler! Oder doch Kraut-Kunst für grusel-kribbel-hungrige Amis und Briten? Klischee? Gar Kitsch? Man wird ja noch lästern dürfen.



Erschienen in der Kunstzeitung Nr. 1/2008
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