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Kommentar von Manuela Hötzl

Sommervoting. Oder geht „ss“ noch?

Wir befinden uns nicht gerade in einer Zeit der Manifeste und Utopien, global. National befinden wir uns dagegen im deutschen Sprachraum, und der diskutiert, ausgelöst von einigen Medien unseres deutschen Nachbarn, erneut über die „neue“ Rechtschreibung. „Die Deutschen kommen mit dem 21. Jahrhundert nicht zurecht“, meinte Gerfried Sperl im neuen puls.tv-Sender, dazu. Wir Österreicher vergessen dagegen gerne das 20. Jahrhundert, kann man hinzufügen. Dennoch warum wird gerade vor Ende der Übergangsfrist, die erst exakt am 31. Juli 2005, vorbei ist, ein Rückzug angetreten, der längst eingeführte Regeln wieder in Frage stellt? Doch es ist in der Tat ein Zeichen der Zeit. Ebenso wie die Abschaffung an einer bindenden Honorarordnung (die Architekten im luft- und Honorarleeren Raum lässt) und endlose Wettbewerbsdiskussionen über Reglement und Verfahren. Will wirklich noch jemand an Wettbewerben teilnehmen, wenn diese zu einem juridischen Hochleistungssport werden? Und: Müssen wir die schönen Worte „Ketschup“ und „Nessessär“ wieder aufgeben? Oder sollte es nicht wichtiger sein, was wir schreiben und nicht wie? Und ist nicht bei den Wettbewerben langsam ähnlich? Im persönlichen Sommervoting, Kategorie Bauten, steht Pruschas Neubau in der Breitegasse ganz oben. Er verschließt zwar immer noch das Loch zum Museumsquartier. Dennoch gut gelungen! Und vor allem: Es entstand auch durch Durchsetzungskraft des Architekten. Er hatte eine Vision. Also lassen wir den Sommer vorbeiziehen und uns davon inspirieren. So wichtig gut organisierte Wettbewerbsverfahren sein mögen, sie können nicht nur das Thema bestimmen.