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Kommentar von Antje Mayer

Messe und Mailüfterl

Neue internationale Kunstmesse in Wien Ende April

Wird sie Erfolg haben, wird sie keinen Erfolg haben? Das ist die große Frage, über die derzeit die Kunstszene in Wien debattiert. Gemeint ist eine neue Wiener Kunstmesse, die von 21. bis 24. April 2005 ihre Premiere feiert. Ihr Name: „viennAfair. The International Art Fair”. Wie der Titel schon sagt, im Gegensatz zur alljährlichen Kunst Wien in Museum für Angewandte Kunst im Herbst, wirbt diese Veranstaltung bewusst um internationale Aussteller und ebensolche Sammler und Käufer. Laut Gabriele Gantenbein, der künstlerischen Leiterin, liegt der große Schwerpunkt dabei auf Ost- und Südosteuropa.
Ob man allerdings von „Osterweiterung“ sprechen kann, wenn von 90 Galerien gerade einmal um die vierundzwanzig aus dieser Ecke Europas anreisen werden, und dass auch nur mit Unterstützung von Sponsoren, die die Umkosten berappen, ist eine andere Frage. Sich in der derweil schier unüberschaubaren Menge von Kunstmessen ein Gesicht geben zu wollen, indem man den geographischen Vorteil der Stadt Wiens mit ihrer Nähe zum Osten nutzt, scheint taktisch hingegen klug. Manchmal muss man eben in die Zukunft investieren, wenn sich das dann auch erst Jahre später auszahlen wird.
Genug Verkäufer werden also den neuen Veranstaltungsort, die Halle A am neuen Messegelände im Prater, füllen, aber kommen auch die, die ihnen etwas abkaufen? „Die Arbeit der Wiener Galerien ist auf anerkannt hohem Niveau, das Engagement der kulturellen Institutionen ist viel beachtet und international geschätzt“, ist Rosemarie Schwarzwälder von der Galerie nächst St. Stephan, Vorsitzende des künstlerischen Beirats, optimistisch.
Dass Wien eine wunderschöne Stadt ist, mit einem Haufen Museen und interessanter Galerien, ist unbestritten, genauso wie der günstige Termin im Frühjahr, der in einer messetechnisch eher ruhigen Zeit fällt. Aber ob das alles -inklusive berühmtem Mailüfterl beim Heurigen- die betuchte Kundschaft lockt? Die Messeveranstalter verlassen sich nicht darauf und locken mit einem umfangreichen Rahmenprogramm. So wird Georg Schöllhammer, Herausgeber der Kunstzeitschrift springerin und des Katalogs der documenta 12, mit Kunsttheoretikern und Kuratoren über den „Mythos Markt“ diskutieren oder sich die Museen aus Südost- und Osteuropa an einem eigenen Stand präsentieren. Der neue „Vienna Art Cluster“, in dem alle wichtigen Kunstmuseen und Institutionen der Stadt (noch) einmütig vereint sind, veranstaltet vom 19. bis 24. April 2005 die erste „viennaartweek“, inklusive Dinner mit Adabeis aus Kunst, Wirtschaft und Politik (am 20. April). 200 wichtige Persönlichkeiten aus aller Welt sollen dafür eigens nach Wien eingeflogen werden. 15.000 Besucher, so schätzt Gantenbein vorsichtig, werden den Weg alleine auf die Messe finden. Nicht eben gerade viel, aber ein Anfang.



Artikel erschienen in Kunstzeitung Nr. 3/2005
Link:Kunstzeitung - Link:Viennafair - Link:Documenta12 - Link:Die Angewandte/Viennaartweek -