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Kommentar von Antje Mayer

Wer’s glaubt, wird selig!

In Wien hat man, wie man weiß, seit jeher einen großen Hang zum üppigen Barocken. So sehr anscheinend, dass die Herren Wiener Direktorenlinnen nach der großen – an den Wochenenden unerträglich überfüllten- Rubensschau in der Albertina immer noch nicht genug kriegen konnten von Rubens Fleischeslust. Nicht genug von den populären Wabbelschenkeln und blassen Bauchschwulsten und zur Zeit gleich drei Ausstellungen in Wien mit Werken des geschäftstüchtigen Flamen und seiner Schule zeigen.
Im Liechtenstein Museum, im Kunsthistorischen Museum und der Akademie am Schillerplatz. Das ist ein Timing! Da sage noch einer, die Museen würden sich gegenseitig in Wien konkurrenzieren. Teamwork von besten!

Zu schön, um wahr zu sein. Ganz so ist es leider nicht. Es sei nämlich eher Zufall oder die Gunst des internationalen Leihverkehrs als das Ergebnis intensiver Absprache der Herren Schröder (Albertina), Kräftner (Liechtenstein) und Seipel (Kunsthistorisches) und der Dame Renate Trnek (Akademie), das Rubens so geballt in Wien auffährt. Als die, sagen wir mal, allerengsten Intimfreunde gelten die Kunstaussteller ja alle Vier nicht. Egal, wenn ein Jubiläum gefeiert wird, finden auch die größten Feinde wieder an den selben Tisch. Nun, es gibt aber gar keines.

Peter Paul Rubens ist 1577 geboren und 1640 gestorben. Weder das Jahr 2004, noch das Jahr 2005 könnten für ein Feierdatum herhalten. Egal. Kräftner spricht enthusastisiert von einem „Rubens Pilgerweg durch Wien“, Trnek freut sich, dass man einmal „ohne den Ego-Trip der einzelnen Häuser“ zusammengekommen sei. Lügen hat lange Beine und weil alle schon wussten, was ihnen vorgeworfen werden könnte, meinten sie alle unisono: „Es geht um die Kunst und nicht um die Quoten.“ Wer das nun auch noch glaubt, wird selig. Das Publikum indes genießt und schweigt.



erschienen im Informationsdienst