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Kommentar von Antje Mayer

Das Kreuz mit der Kunst

Die 30jährige polnische Künstlerin Dorota Nieznalska stand unter Schock: „Damit habe ich nicht gerechnet“. "Skandalös. Das erinnert an die Ereignisse von 1933", so Dorota Monkiewicz, die Kuratorin des polnischen Nationalmuseums und Leiterin der Stiftung für Moderne Kunst. Grund der Aufregung: Nieznalska wurde heuer am 18. Juli vom Danziger Gericht wegen Blasphemie ein halbes Jahr der Pass entzogen und zwanzig Wochenstunden Sozialarbeit aufgebrummt. Das Vergehen: Nieznalska hatte im Januar vergangenen Jahres in der Danziger Wyspa Galerie ein mit einem Penisfoto überzogenes christliches Kreuz gezeigt. Die Ausstellung war ein halbes Jahr unbemerkt geblieben, bis sich Mitglieder der erzkatholischen Liga für polnische Familien (LPR) zufällig dorthin verirrten und eine Klage anstrengten.

Keine Frage von Mentalitätsunterschied in Ost und West, wie so mancher angesichts des ausgerufenen „Kampfes der Kulturen“ vielleicht denken mag. In Salzburg musste die österreichische Künstlergruppe Gelatin gerade erst ihre nackte Männerskulptur abbauen. Nicht die Verletzung religiöser Gefühle stand dort auf dem Spiel, sondern die der zahlungskräftigen Festspielbesucher. Wo in einem Land der vermeintliche Glaube an Gott die Freiheit der Kunst beschränkt, kann das im anderen der Glaube an das Geld.



erschienen im Informationsdienst