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Kommentar von Manuela Hötzl

Die Architektin als „Hausfrau“

Nachruf – Barbara Paar

Architektur ist an sich eine öffentliche Angelegenheit. Der „Architekt“ als Person weit weniger. Architektur beschäftigt sich oft mit Nachhaltigkeit und hat den Anspruch auf Beständigkeit. Für den Produzenten ist Architektur und das Leben mit Architektur etwas sehr persönliches. Und dieses Leben unterscheidet sich nur in kleinen Abweichungen. Sicher der eine erhält Preise und Ehrungen, der andere ist weniger in der Öffentlichkeit vertreten, arbeitet für andere Büros oder kämpft mittels Wettbewerben um Aufträge für sein eigenes. Gemeinsam ist allen ein gewisser Idealismus, der immer ein wenig mehr persönliches Engagement erfordert und ein grundsätzlich breit gestreutes Interesse.

Am 3. Dezember ist Barbara Paar in Klagenfurt an Krebs gestorben. Architektur war ein Teil ihrer Persönlichkeit und sie war eine sehr persönliche Person. Ein leuchtender Stern im Grazer Architekturuniversum. Die Rolle in der Architekturproduktion hat sie für sich nie gefunden. Adolf Krischanitz, glaube ich, hat einmal gesagt, dass „Architekten die best ausgebildesten Dilettanten“ sind. Und in diesem Sinne nannte sich Barbara Paar „Hausfrau“. Auch im Telefonbuch stand diese Berufsbezeichnung unter ihrem Namen. Ihre eigene Definition drückt aus, wie sehr ihr Leben von Architektur bestimmt war. Sich als Architektin als „Hausfrau“ zu deklarieren, stellt einerseits etwas schelmisches und andererseits etwas detailgetreues Perfektionistisches dar. Eben Architektur im Hintergrund, in den Gedanken und als Person.

Ihren Perfektionsanspruch hat sie an ihrer eigenen Wohnung ausgelebt, an der sie jahrelang gearbeitet hat. Dort war sie „Hausfrau“, das war ihr Manifest. Einen Artikel über ihre Wohnung mit dem Titel „Zeige mir wie du wohnst ...“ habe ich vor Jahren veröffentlicht und dabei erfahren „....wer sie ist.“

Hier zu sagen, wer sie „war“ fällt schwer. Persönlich für mich, war sie eine Freundin wie sie besser nicht sein könnte. Aber sie war jemand, der nicht spurlos an einem vorüberging. Ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten, einer Herzlichkeit und Härte – auch sich selbst gegenüber. Mit ihr die „documenta“ zu durchwandern, erforderte die Kondition eines Marathonläufers, die sie selbst hatte, wenn es um Kunst, Kultur oder Architektur ging. Am 14. Jänner wäre sie 44 Jahre alt geworden.



erschienen in Kammernachrichten/Steiermark-Kärnten Nr.01/Jan.03