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Kommentar von Antje Mayer

Mein Outing

Jeff Koons

Dank Jeff Koons schaffte ich es einmal auf die Titelseite der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Bedauerlicherweise nicht als Autorin des Leitartikels. Sozusagen ganz im Gegenteil: Mit einem Foto, das mich als blond perückte Cicciolina-Double auf einem Faschingsball mit rosa Leggings und einem weißen Stoffpudel an einem Glitzerhalsband zeigte. Überschrift: „Jeff Koons Muse als Faschingstrend“!
Auf ebenjener Veranstaltung Anfang der Neunziger konnte man tatsächlich sage und schreibe sechs weitere Cicciolinas sichten. De ungarisch-italienische Pornostar erfreute sich damals dank Koons auch außerhalb Italiens extremer Popularität, selbst in Intellektuellenkreisen. Pop art im wahrsten und direktesten Sinne des Wortes! Wen wundert es da noch, dass Koons Kunst angeblich die mit meist kopierte in China ist.
Der Meister hatte es eben allen wieder einmal voraus, als er Illona Staller a lá Cicciolina, diese wunderschöne Kitschvenus, diese Ikone der Weiblichkeit, genialerweise zum Kunstobjekt erkor. Der Schamane Jeff Koons sieht und sah in unsere alle Seelen. Die Befreiung meiner (geschundenen?) Seele –und das sechs weiterer an diesem Abend- fand ihren Ausdruck im rituellen Rollentausches des Faschings. Oh, Jeff, Du Seelendoktor, ich danke Dir!






Erschienen in der Kunstzeitung 3/2008
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