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Kommentar von Manuela Hötzl

Theoretisch ein Widerspruch

Präsentation des Buches „Architektur als Antinomie“ / Aktuelle Tendenzen und Positionen von Margit Ulama im „projectspace“ der Kunsthalle Wien, 27. Juni.2002.

Gegensätze sind, sieht man es allgemein, immanent vorhanden. Einmal durch die Radioprogramme switchen, durch die Fernsehprogramme zappen, heute aus dem Fenster schauen, morgen aus dem Fenster schauen, und da ist sie – eine Welt voller Widersprüche und Gegensätze.

Gegensätze sind, betrachtet man explizit die Architektur, für die österreichische Szene charakteristisch. Das ist zeitgemäß, und würde den ersten Teil der ersten Frage Margit Ulamas bereits beantworten. „Was ist denn zeitgemäße Architektur und wie ist darüber zu theoretisieren?“ Sie versucht in der Publikation „Architektur als Antinomie“ die gegenwärtigen parallelen Entwicklungen des Minimalismus, Reduktionismus und die „euklidische Geometrie auflösenden Architektur“ zu differenzieren. Zur Präsentation und Podiumsdiskussion lud Ulama zwei antinome Architekten: Wolf D. Prix und András Pálffy.
Beide versicherten sich ihre Existenzberechtigung und bestätigten ihre Widersprüchlichkeit.
Wolf D. Prix verlangte eine Sprachverwirrung nach dem babylonischen Effekt und sprach von Dynamik und Bewegung (Geometrie auflösende Architektur). Diese Begriffe verwirrten András Pálffy - er forderte klarere Definitionen(Minimalismus, Reduktionismus).

Jeder darf seine Gültigkeit beanspruchen (behauptet der Titel „Antinomie“). Das Buch könnte, würde es mehr „theoretische Widersprüche“ geben, eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Aber in diesem Feld sind Gegensätze dünn gesät - österreichische Architektur und ihre Tendenzen werden selten in einem internationalen Zusammenhang gebracht oder aufgearbeitet. Allein auf weiter Flur wirkt der Ansatz ein wenig angestrengt. Der Versuch objektiv zu bleiben, lässt das Subjekt des Schreibenden im Unklaren, das Subjekt des Lesenden im Stich. Vorschlag: „Architekturtheorie als Antimetrie“.

„Was ist denn zeitgemäße Architektur und wie ist darüber zu theoretisieren?“ – ?

PS:erschienen ist das Buch im Folio Verlag
PPS: „Antinomie: Widerspruch eines Satzes in sich oder zweier Sätze, von denen jeder Gültigkeit beanspruchen kann“
PPPS: Antimetrisch: ein im Aufbau begriffenes System, das unsymmetrisch belastet ist.



erschienen in Architektur&Bauforum Nr.19/9.Nov.01,Newletter,S.26
Kunsthalle Wien -